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Zudem hatte DHfK-Keeper Joel Birlehm in den ersten zehn Spielminuten noch keinen Ball zu fassen bekommen. Ganz anders auf der Gegenseite: Füchse-Torwart Martin Ziemer verbuchte in der ersten Viertelstunde sieben Paraden und wehrte überragende 50 Prozent der DHfK-Würfe ab. Das nutzten seine Vorderleute, um mit einem Zwischensprint auf 9:5 wegzuziehen. Leipzigs Cheftrainer André Haber nahm prompt die erste Auszeit und wurde bei seiner Ansprache richtig laut.
Seine Worte zeigten umgehend Wirkung. Die Leipziger kämpften sich Tor um Tor wieder heran. Auch Torhüter Joel Birlehm stand seinem gegenüber plötzlich in Nichts mehr nach und parierte einen Ball nach dem anderen. Zusätzlich spielte es dem SC DHfK in die Karten, dass sich Füchse-Coach Velimir Petkovic eine Zeitstrafe einhandelte und somit gezwungen war, einen seiner Feldspieler für zwei Minuten von der Platte zu schicken. Schließlich war es der inzwischen eingewechselte Raul Santos, der für Leipzig den 12:12-Ausgleich erzielte und kurz darauf zum Halbzeitstand von 13:13 einnetzte.
Wer glaube, diese erste Hälfte hätte an Spannung und Dramatik bereits alles zu bieten gehabt, der täuschte sich gewaltig. Nachdem Lucas Krzikalla zwei Siebenmeter gegen Martin Ziemer vergeben hatte, durfte sich in der zweiten Halbzeit Patrick Wiesmach als Strafwurfschütze beweisen und brachte den SC DHfK Leipzig mit 14:15 erstmals in der Partie in Führung. Dank zahlreicher spektakulärer Paraden von Joel Birlehm, der in der Anfangszeit der zweiten Halbzeit nahezu jeden Ball abwehrte und in der 37. Spielminute mit einer Dreifach-Parade glänzte, behaupteten die Leipziger anschließend ihre knappe Führung.
Die Sachsen lagen im zweiten Abschnitt fast permanent vorn und ließen sich auch durch eine fast vierminütige Unterzahlsituation (Bastian Roscheck und Marko Mamic hatten sich unnötige Zeitstrafen eingehandelt) nicht aus der Bahn werfen. In der 49. Minute gingen die Gäste durch den stark aufspielenden 7-fachen Torschützen Philipp Weber sogar mit zwei Toren in Führung (21:23). Jetzt durften die 150 mitgereisten DHfK-Fans tatsächlich vom ersten Auswärtssieg in Berlin träumen.
Die Füchse hatten aber etwas dagegen. Sie bekamen einen weiteren Siebenmeter zugesprochen, den Hans Lindberg sicher verwandelte, und vereitelten den nächsten DHfK-Angriff, obwohl die Leipziger einen siebten Feldspieler auf die Platte gebracht hatten. Nationalspieler Fabian Wiede traf ins leere Tor zum 23:23, so dass die Partie zehn Minuten vor dem Ende quasi neu startete. Auch in der Endphase waren es die Leipziger, die immer wieder vorlegten und durch entschlossene Abschlüsse von Luca Witzke, Abwehrchef Bastian Roschek oder Philipp Weber mit einem Tor vorn lagen. 24:25, 25:26, 27:28.
Der SC DHfK hatte sich durch seinen beherzten Auftritt vor 9000 Zuschauern mindestens einen Punkt so sehr verdient. Nachdem die Füchse wieder ausgeglichen hatten, wurde Raul Santos bei angezeigtem Zeitspiel 90 Sekunden vor Schluss mustergültig mit dem sechsten und letztmöglichen Pass freigespielt, doch der bärenstarke Martin Ziemer machte die große Gelegenheit zunichte. Jetzt nahm Füchse-Trainer Velimir Petkovic nochmal eine Auszeit und seine Männer spielten ihren womöglich letzten Angriff sehr sehr lange herunter. 17 Sekunden vor Spielende entschieden die Schiedsrichter abermals auf Strafwurf für die Gastgeber. Hans Lindberg vollendete zum 29:28.
Doch nun konnten die Leipziger noch einmal die Köpfe bei einer Auszeit zusammenstecken, um einen finalen Abschluss zu kreieren. Das gelang auch. Über Philipp Weber landete der Ball erneut auf der Außenposition bei Raul Santos. Das Duell Santos vs. Ziemer endete jedoch wieder zu Gunsten des routinierten Torhüters. In einem Weihnachtsspiel, was keinen Verlierer verdient hatte, mussten die Handballer des SC DHfK Leipzig ihren Wunsch vom ersten Punktgewinn im Fuchsbau schmerzlich begraben.
André Haber (Trainer SC DHfK Leipzig):
„In der ersten Viertelstunde waren wir nicht nah genug an unserem Plan. Danach haben wir es viel besser gemacht und waren schon bis zur Pause drauf und dran, das Spiel zu kippen. In der zweiten Halbzeit haben wir immer wieder gute Antworten gefunden gegen das Spiel von den Füchsen, die in der zweiten Hälfte nur zwei Mal geführt haben. Wir haben eine starke Leistung gezeigt und uns nicht belohnt. Wir lagen schon mit zwei Toren in Führung und hätten auch mit drei Treffern vorn liegen können, dann wäre es vielleicht gar nicht mehr auf die letzten Aktionen angekommen, die das Spiel gegen uns entscheiden haben. Es ist an so einem Tag sehr bitter, mit leeren Händen dazustehen, weil wir nicht die schlechtere Mannschaft waren.“
Velimir Petkovic (Trainer Füchse Berlin):
„Ich habe meinem Team gesagt, dass wir die vollen 60 Minuten heiß sein müssen, dieses Spiel zu gewinnen. Die zwei Punkte haben wir uns in der letzten Minute erkämpft. Mit der ersten Halbzeit war ich schon nicht unzufrieden und ich habe in der Kabine gesagt, dass wir weiterkämpfen müssen und irgendwann das Glück auf unserer Seite haben. Das haben wir am Ende geschafft. Wir haben glücklich, aber auch verdient gewonnen. Aber ich muss auch der Leipziger Mannschaft ein Kompliment machen, weil sie sehr gut gespielt, stark gekämpft und alles gezeigt haben, was Handball zu bieten hat.“
Füchse Berlin gegen SC DHfK Leipzig 29:28 (13:13)
Füchse Berlin: Ziemer, Lasse; Wiede 6, Holm 5, Struck, Mandalinic, Gojun, Lindberg 8/3, Simak, Müller 3, Matthes, Kopljar 2, Koch 1, Marsenic 2, Drux 2
SC DHfK Leipzig: Vortmann, Birlehm; Semper 4, Wiesmach 1/1, Witzke 4, Krzikalla 1, Binder 1, Müller, Roscheck 1, Weber 7, Mamic 2, Remke, Gebala 3, Milosevic 2, Santos 2
Siebenmeter: Füchse 3/3, Leipzig 1/3
Strafminuten: Füchse 10 Min, Leipzig 10 Min
Zuschauer: 9000 Handballfans in der Max-Schmeling-Halle