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Die Handball-Bundesliga pausiert mindestens bis zum 23. April. Die finanziellen Verluste sind enorm. Wie steht es um den SC DHfK?
Wir gehen aktuell von einem Verlust von etwa zehn Prozent unseres Jahresetats aus. Das sind reichlich 500.000 Euro. Die schaffen wir nicht alleine aufzufangen, da brauchen wir unbedingt auch Hilfe aus der Politik. Es gibt aber Branchen, die noch schlimmer betroffen sind, als der Sport. Wir werden den Gürtel jetzt enger schnallen müssen.
Welche Maßnahmen kann der Verein selbst ergreifen, um die Verluste abzufangen?
Ich bin unglaublich stolz auf unsere Mannschaft, die sich geschlossen bereiterklärt hat, auf einen beträchtlichen Teil ihres Gehalts zu verzichten. Das wird einen Teil der Verluste abdecken. Außerdem haben wir durch die Handball-Pause geringere Kosten. Es fallen zum Beispiel die Auswärtsfahrten flach und wir werden keine Miete für die Arena zahlen müssen. Hier ist uns der Vermieter sehr entgegengekommen, das hilft uns, den Verlust so gering wie möglich zu halten – auf Null werden wir ihn aber nicht reduzieren können.
Ein tolles Zeichen der Mannschaft. Wie kam es zum Gehaltsverzicht der Spieler?
Wir haben uns gemeinsam in einer Videokonferenz beraten und ganz offen über alles gesprochen. Ich habe die Jungs auch informiert, wie die finanzielle Lage aussieht. Die Mannschaft hat sich innerhalb eines Tages geschlossen dazu entschieden, auf einen großen Teil ihres Gehalts zu verzichten. Unabhängig davon, ob sie hier noch lange spielen oder den Verein im Sommer verlassen, alle ziehen hier an einem Strang. Die Jungs haben das Herz am rechten Fleck.
Auch andere Vereine aus Sachsen stehen vor großen Problemen durch die Corona-Pandemie. Mit der Initiative „Teamsport Sachsen“ haben sich nun zahlreiche Clubs zusammengetan. Was soll mit dem Schulterschluss erreicht werden?
Die Zusammenarbeit ging mit einer WhatsApp-Gruppe los und hat sich dann schnell ausgedehnt. Inzwischen sind 21 Vereine aus Sachsen mit dabei. Bislang haben wir uns in drei Telefonkonferenzen ausgetauscht, mit Know-How gegenseitig unterstützt und mit der „stayathomechallenge“ die erste gemeinsame Aktion gestartet. Wichtigstes Ziel ist aber, dass wir unsere Interessen gebündelt und mit einer Stimme an die Politik herantragen und Gehör finden.
Wie kann die Politik den Profisport in Sachsen in den kommenden Wochen und Monaten unterstützen?
Es gibt auf Seiten der Regierung ein großes Interesse, dass die Sportvereine als soziale Institutionen, Arbeitgeber und Aushängeschilder Sachsens bestehen bleiben – langfristig ist also eine enge Zusammenarbeit mit den Behörden das Ziel, um genau das zu gewährleisten. Kurzarbeitergeld, Mieterlass, Steuererleichterungen oder finanzielle Soforthilfen sind als Unterstützung dringend notwendig.
Viele Vereine fürchten, dass ihnen bald die Sponsoren abspringen könnten, da diese zunächst eigene finanzielle Probleme lösen müssen. Wie steht es um das Netzwerk des SC DHfK?
Die Konsequenzen dieser Krise sind noch nicht absehbar. Wichtig ist uns jetzt, dass wir zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen. Wir wollen mit unserer „Suche und Biete Hilfsbörse“ deshalb unser Netzwerk noch enger verknüpfen. Unsere 250 Partner und alle Fans können sich über diese Plattform austauschen und gegenseitig unterstützen. Einer kann Transporter beschaffen, um auf Lieferbetrieb umzustellen, ein anderer kann Kinderbetreuung anbieten, wieder andere haben vielleicht Erfahrung mit günstigen Darlehen und können vermitteln. Es soll keine Denkverbote geben.
Zurück zum Handball. Mannschaftstraining ist aktuell wohl kaum vorstellbar. Wie halten sich die Spieler fit?
Das ist eine Sondersituation für uns alle. An erster Stelle steht jetzt die Gesundheit und das Wohl aller Spieler und Mitarbeiter. Die gesamte Geschäftsstelle befindet sich deshalb im Home-Office und auch die Spieler sind Zuhause und verbringen Zeit mit ihren Familien. Einen festen Trainingsplan haben sie für diese Zeit nicht bekommen, wollen sich aber in der Wohnung oder auf dem Balkon fit halten. Unser Athletikcoach ist für sie immer erreichbar und steht ihnen mit Ratschlägen zur Seite. Disziplin und Teamgeist sind jetzt ganz besonders gefordert.
Auch eine Runde Joggen wäre noch erlaubt.
Stimmt, Sportler sind als Vorbilder aber gerade jetzt wichtig und sollten so viel wie möglich Zuhause bleiben. Während Influencer und YouTuber wie gewohnt aus der eigenen Wohnung senden können, zeigt sich im Sport eine deutliche Veränderung. Unsere Jungs können mit ihrer Disziplin, die sie im Alltag als Profisportler erlernt haben, einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben.
Und ab dem 23. April wieder auf der Platte stehen … oder ist eine so zeitnahe Fortsetzung der Saison doch utopisch?
Ich verfolge die aktuellen Entwicklungen in Deutschland, Europa und weltweit. Nun wurden sogar die Olympischen Spiele abgesagt. Ich glaube nicht daran, dass wir bis zum 30.Juni nochmal einen fairen Wettbewerb organisieren können und mit 5.000 Menschen in die ARENA dürfen. Gerade geht es um ganz andere Themen, deshalb sollte der Sport vorerst eingefroren werden. Wir dürfen uns dabei nicht von der Angst vor wirtschaftlichen Konsequenzen treiben lassen, sondern müssen unserer wichtigen gesellschaftlichen Funktion gerecht werden und mit anpacken die Lage in den Griff zu bekommen. Und dann brauchen wir alle Kraft, Solidarität und Kreativität um uns gemeinsam auf die Zeit nach dieser Krise vorzubereiten. Denn die wird brutal.