Jetzt direkt zur APP
Dass dieses Spiel, unabhängig vom Endstand, eine historische Handballpartie werden würde, war bereits im Vorfeld klar. Denn das Aufeinandertreffen am Donnerstagabend zwischen dem SC DHfK Leipzig und den Eulen aus Ludwigshafen war das erste Bundesligaspiel seit einer gefühlten Ewigkeit. Ganze sieben Monate – seit dem 8. März 2020 – hatte der Ball geruht. Und da die grün-weißen Handballer damals ausgerechnet auch auf die Eulen Ludwigshafen trafen, schloss sich heute der Kreis der langen Corona-Abstinenz mit einem aus Leipziger Sicht so ziemlich perfekten Handballabend. Die Grün-Weißen bezwangen die Gäste aus Ludwigshafen völlig verdient mit 27:19 (12:7).
Knapp 2000 Handballfans wollten ihre Mannschaft auch mit Mund-Nasen-Bedeckung, Abstandsregeln und Zonentrennung lautstark unterstützen. Somit waren in der QUARTERBACK Immobilien ARENA fast alle der maximal zugelassenen 2100 Sitzplätze besetzt. Und die Stimmung war von der ersten Minute an richtig klasse. „Ich hatte Gänsehaut!“, beschrieb selbst Gäste-Trainer Ban Matschke den Moment, als die Leipziger Handballhelden unter tosendem Applaus ihr Wohnzimmer betraten.
DHfK-Coach André Haber setzte in seiner Startformation im Kasten auf Neuzugang Kristian Saeveras. Das kam für einige Experten durchaus überraschend, schließlich war Joel Birlehm, gemessen an der Quote gehaltener Bälle, immerhin der beste deutsche Torhüter der vergangenen Bundesliga-Saison. Doch der Schachzug ging auf! Saeveras kam mit einer Parade im ersten Eulen-Angriff direkt gut ins Spiel und der kroatische Nationalspieler Marko Mamic erzielte die ersten beiden Tore der neuen Spielzeit zum 2:0 für die Gastgeber.
So marschierten die Leipziger in der ersten Viertelstunde der Begegnung immer knapp vorweg. Doch in der 18. Minute gingen plötzlich die Gäste mit 5:6 in Führung. In dieser Phase konnten sich die Ludwigshafener insbesondere auf ihren erfahrenen Torhüter Gorazd Skof verlassen. Das brachte die DHfK-Männer allerdings nicht aus dem Konzept. Schnell war die Führung zurückerobert und vor allem in der Deckung machten die körperkulturellen Handballer jetzt einen hervorragenden Job. In den letzten neun Minuten der ersten Hälfte sollte den Eulen überhaupt kein Treffer mehr gelingen. Und so vergrößerten die DHfK-Männer ihren Vorsprung peu à peu und gingen mit einem 12:7 in die Pause.
Im zweiten Abschnitt machte das Team von Trainer André Haber weiterhin vieles richtig und ließ den Gegner nie näher als auf vier Treffer herankommen. Für Spannung sorgte lediglich nochmal eine kleine Rudelbildung, nachdem Lukas Binder und Gorazd Skof aneinandergeraten waren. Unterm Strich war es aber ein Handballabend, an dem man dem SC DHfK Leipzig die Freude, endlich wieder um Punkte kämpfen zu dürfen, von der ersten bis zur letzten Minute anmerken konnte. Und so wurden die Grün-Weißen nach dem Schlusspfiff zu Recht von den knapp 2000 Anhängern gefeiert für ihren höchsten Bundesligasieg seit anderthalb Jahren. Jetzt müssen die Leipziger am kommenden Dienstag in Coburg beweisen, dass sie auch Auswärts mit einer derartigen Spielfreude ans Werk gehen wollen.
Ben Matschke (Trainer Eulen Ludwigshafen):
„Glückwunsch an Leipzig zum absolut verdienten Sieg. Ich hatte schon Gänsehaut am Anfang. Es ist schön, nach sieben Monaten so etwas erleben zu dürfen. Gefühlt war die Halle voll. So habe ich es wahrgenommen, auch von der Stimmung. Es waren ganz viele Menschen hier, die einfach Lust hatten Handball zu sehen. Deshalb denke ich, dass Leipzig da in der Bundesliga ein Vorreiter ist. Andre hat mit seiner Mannschaft da weiter gemacht, wo sie in der Vorbereitung aufgehört haben. Sie waren sehr zielstrebig, haben einen guten Innenblock gestellt und hatten viel Überzeugung und Willen. Das hat uns schon etwas beeindruckt. Wir hatten heute einfach nicht die Reife, um das Spiel enger zu gestalten."
André Haber (Trainer SC DHfK Leipzig):
„Ich bin sehr froh, dass wir heute gewonnen haben. Mit dem Spielstart war ich sehr zufrieden, das ist nach so einer langen Pause nicht selbstverständlich. Dabei haben uns die Zuschauer sehr geholfen. Das hat viel Spaß gemacht. Mit unserer Abwehr war ich auch sehr zufrieden. Die Eulen sind Kämpfer und richtige Beißer, aber wir haben den Kampf zusammen mit unserer Halle gewonnen. Ein erfolgreicher Saisonstart ist für uns zu Hause sehr wichtig, darum ist heute auch viel Last von der Mannschaft abgefallen.“
SC DHfK Leipzig gegen Eulen Ludwigshafen 27:19 (12:7)
SC DHfK Leipzig: Saeveras, Birlehm; Larsen (1), Weber (5), Mamic (4), Wiesmach (4), Binder (4), Gebala, Krzikalla (3/3), Remke, Meyer-Siebert (1), Milosevic (5), Esche, Müller, Szeles
Eulen Ludwigshafen: Škof, Tomovski; Klein (1), Mappes (1), Valiullin (3), Durak (3/1), Remmlinger (3), Klimek (3), Dietrich, Haider, Bührer, Meddeb, Grimm (2), Neuhaus (3/2)
Siebenmeter: Leipzig 3/3, Eulen 3/5
Zeitstrafen: Leipzig 10 Min, Eulen 16 Min
Rote Karte: Klimek (Eulen/ 42. Min)
Zuschauer: 1917 Handballfans in der QUARTERBACK Immobilien ARENA
Schiedsrichter: Hurst/Krag (Berlin/Frankfurt)