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Die Handballer des SC DHfK Leipzig hätten aus sportlicher Sicht ein richtig harmonisches Weihnachtsfest haben können. Beim letzten Spiel vor dem Fest gegen GWD Minden hatten die Leipziger die Chance, den vierten Sieg in Folge unter Dach und Fach zu bringen. Jedoch konnten sie beim Auswärtsspiel in der Merkur Arena ihre Angriffseffektivität überhaupt nicht auf die Platte bringen. Nur 20 Treffer gelangen dem Tabellenfünften in den 60 Minuten – natürlich deutlich zu wenig für einen Punktgewinn in fremder Halle. Zum ersten Mal seit drei Jahren und zehn Monaten musste sich der SC DHfK gegen Minden mit 23:20 (13:10) geschlagen geben.
Kurzfristig mussten die Leipziger den Ausfall von Patrick Wiesmach verkraften. Der Rechtsaußen war im Abschlusstraining umgeknickt, für ihn rückte Jugend-Nationalspieler Niclas Heiktamp erstmals in einem Bundesligaspiel in den Profi-Kader. In die Startformation auf der Rechtsaußenposition stand dementsprechend Lucas Krzikalla. Der 26-Jährige brachte den SC DHfK auch per Siebenmeter direkt mit 0:1 in Führung. Ein solcher Spielstand hatte am heutigen Abend allerdings Seltenheitscharakter. Als nach knapp sieben Minuten Maciej Gebala vom Kreis zum 2:3 einnetzte, war dies tatsächlich die allerletzte Führung für den SC DHfK Leipzig in dieser Partie. Denn aus dem Spiel heraus lief in der Offensive wenig. Nach fünf Toren in Folge für die Gastgeber zum 7:3 konnte der Negativlauf erst durch einen weiteren Siebenmeter durch Lucas Krzikalla beendet werden. Eine Viertelstunde war absolviert (7:4) und Leipzigs Trainer André Haber hatte längst seine erste Auszeitkarte eingesetzt.
Zwar hatten die Leipziger durchaus eine passable Wurfauswahl, doch entweder scheiterten sie am Pfosten oder Malte Semisch im Mindener Kasten war zur Stelle. Ein weiteres großes Problem waren aber die vielen unnötigen Fehler. Niclas Pieczkowski ließ sich den Ball aus der Hand klauen, Martin Larsen knallte den Ball gegen den Mindener Block, Gregor Remke und Philipp Weber passten den Ball direkt zum Gegner, um nur einige Situationen in dieser Phase des Spieles zu beschreiben. Folgerichtig zogen die Hausherren bis auf 13:7 davon und DHfK-Coach André Haber musste bereits in der 25. Minute seine zweite Auszeit nehmen.
In den letzten Minuten der ersten Halbzeit versuchte es der Leipziger Trainer in eigener Überzahl mit einer aggressiven Manndeckung. Der Schachzug bereitete Minden tatsächlich große Probleme und so gehören die letzten drei Treffer dieser ersten Halbzeit allesamt dem SC DHfK. Das Halbzeitergebnis von 13:10 nach zwischenzeitlichem 6-Tore-Rückstand ließ für den zweiten Abschnitt hoffen. Hoffnung machte zudem ein Blick in die Geschichtsbücher. Von den acht Bundesligaduellen zwischen Leipzig und Minden hatte der SC DHfK sieben gewonnen, kurioserweise aber beim Seitenwechsel immer in Rückstand gelegen.
Jedoch sollte GWD Minden ihren Fluch der zweiten Halbzeit an diesem Handballabend brechen. Schnell gingen die Mindener wieder mit 16:11 in Führung. Philipp Weber wehrte sich zwar mit allen Mitteln und brachte sein Team mit einem Hattrick wieder auf 16:14 heran, doch auch er hatte anschließend in einer ganz entscheidenden Spielszene Pech. Ein nicht geahndetes Foul am Nationalspieler verhinderte in der 52. Minute den möglichen Leipziger Anschlusstreffer zum 19:18. Stattdessen traf Minden zum vorentscheidenden 20:17 und 21:17. Dem SC DHfK Leipzig lief jetzt erbarmungslos die Zeit davon.
Spätestens nach einem vergebenen Siebenmeter von Philipp Weber und zwei Würfen neben das Tor durch Marko Mamic, dem wie fast allen Leipziger Rückraumspielern an diesem Abend das Zielwasser fehlte, war die Partie entscheiden. Bevor sich die Leipziger an den Weihnachtsfeiertagen wieder in der Trainingshalle treffen, werden sie einen besinnlichen Heiligabend mit ihren Familien nutzen, um diese Niederlage aus den Köpfen zu kriegen – denn am 27.12. kommt die SG Flensburg-Handewitt zum großen Jahresendspiel nach Leipzig.
André Haber (Trainer SC DHfK Leipzig):
„Die Ursache für die heutige Niederlage ist ganz einfach gefunden. Wir haben unglaublich viele Bälle verworfen und dazu noch viele technische Fehler gemacht. Mit 20 Toren können wir in der Bundesliga kein Spiel gewinnen. Wir hätten schon allein in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit die Chance gehabt, dieses Spiel zu unseren Gunsten zu drehen, haben das aber nicht geschafft, weil wir an Malte Semisch gescheitert sind und zu viele Bälle hergeben. Vor dem Spiel hätte ich noch geglaubt, dass 23 Gegentore heute für uns reichen können.“
Frank Carstens (Trainer GWD Minden): „Am Ende ist das wohl ein gerechtes Ergebnis. Trotzdem haben wir viele Fehler gemacht, gerade gegen die Manndeckung. Damit haben wir unsere komfortable Situation noch einmal in Gefahr gebracht. Aber das ist das Suchen nach dem Haar in der Suppe, denn wenn wir in unserer aktuellen Besetzung Leipzig schlagen, ist das schon klasse. Ich bin stolz darauf, wie wir die vielen Rückschläge der letzten Wochen weggesteckt haben. Die Spielabsage gegen Göppingen kommt uns, ehrlich gesagt, sehr gelegen, denn die Kräfte sind inzwischen wirklich aufgebraucht.“
GWD Minden gegen SC DHfK Leipzig 23:20 (13:10)
Torschützen GWD: Korte (8/2), Richtzenhain (5), Pehlivan (3), Knorr (2), Strakeljahn (2), Rambo (1), Staar (1), Thiele (1)
Torschützen SC DHfK: Weber (6/3), Binder (5), Krzikalla (3/2), Gebala (2), Mamic (2), Larsen (1), Milosevic (1)
Zeitstrafen: Minden 8 Min, Leipzig 4 Min
Siebenmeter: Minden 2/2, Leipzig 7/4
Schiedsrichter: Jannik Otto und Raphael Piper