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Auf der Platte gelten bekanntlich Lukas Binder und Lucas Krzikalla als die Urgesteine des SC DHfK Handball. Doch auch in der Geschäftsstelle findet die Urgestein-Metapher – neben Initiator Karsten Günther – noch bei einem weiteren „Mann der ersten Stunde“ Anwendung. Seit 2007 begleitet Uwe Kirchhoff das ambitionierte Projekt des Leipziger Männerhandballs und war in den letzten 15 Jahren schon in beinahe jedem Tätigkeitsfeld selbst im Einsatz.
Für Sport interessierte sich Uwe, der heute seinen 44. Geburtstag feiert, schon seit seiner Kindheit. In seiner Heimatstadt Löbau war er zunächst im Leichtathletik-Trainingszentrum aktiv, über die Schule entdeckte er sein Faible für den Handballsport. Nach der Wende durchlief er zunächst die Nachwuchsstationen des OSC Löbau und schaffte während seiner Abi-Zeit den Sprung in die Männermannschaft des Sachsenligisten (4. Liga). Auch ein Freundschaftsspiel gegen Stefan Kretzschmar und den großen SC Magdeburg steht in der Vita von Uwe Kirchhoff. „Leider hatte es Erik Göthel an diesem Tag ziemlich ernst genommen und uns gefühlt 20 Tore eingeschenkt – obendrein stand bei mir am nächsten Tag auch noch die Matheprüfung an“, schmunzelt Uwe.
Für das Sportstudium verschlug es ihn dann im Jahr 1998 nach Leipzig. Schnell knüpfte er Kontakte zur hiesigen Handballszene, wechselte in das Juniorteam von Concordia Delitzsch und lernte dort in den darauffolgenden Jahren unter anderem seine späteren DHfK-Mitstreiter Karsten Günther, Uli Streitenberger und Daniel Andrä kennen. Auch Weltmeister Lars Kaufmann war damals ein Teamkollege von Uwe. „Eines Tages stieß dann auch ein gewisser Silvio Heinevetter dazu. Ich weiß noch, wie wir ihn auf dem Weg zum Trainingslager nach Schneeberg plötzlich am Sportgymnasium eingesackt hatten“, erinnert sich Uwe.
„Ich konnte aber schon damals realistisch einschätzen, dass meine sportlichen Qualitäten kaum ausreichen werden, um es in die Profimannschaft von Delitzsch zu schaffen, die damals in der 2.Bundesliga spielte“, blickt der 43-Jährige demütig zurück. So verschlug es ihn gemeinsam mit vielen Gleichgesinnten vom Juniorteam zu Kooperationspartner SG Motor Gohlis-Nord. Nach dem Aufstieg in die Sachsenliga und dem Gewinn des Sachsenpokals reifte dann Stück für Stück der Traum vom Bundesligahandball in Leipzig. Eine kühne Vision, die schließlich im Jahr 2007 mit dem Wechsel der beinahe kompletten MoGoNo-Handballabteilung zum SC DHfK Leipzig in Angriff genommen wurde.
Zu Beginn stand Uwe Kirchhoff noch selbst für den SC DHfK auf der Platte und erzielte sogar den entscheidenden Siegtreffer beim wichtigen Stadtderby gegen die SG LVB – bis dato Platzhirsch im Leipziger Männerhandball. Nach dem erstmaligen Aufstieg in die 3. Liga verringerten sich seine Einsatzzeiten dann allerdings. Generell lief es in seiner letzten aktiven Saison für das Team sportlich sehr bescheiden. So erinnert sich Uwe noch genau an die Aussage des damaligen Trainers Wolfgang Pötzsch über die Mannschaft: „Ich kann aus einem Trabi keinen Porsche machen!“, begründete der Coach die sportlichen Misserfolge. „Daraufhin war Wolfgang nicht mehr sonderlich lange unser Trainer“, berichtet Uwe, der anschließend unter dem neuen Trainer Sven Strübin die Funktion des Co-Trainers bis Saisonende übernahm. Doch auch drumherum war Uwe stets zur Stelle.
„Wir sind einfach drauf losmarschiert. Damals war es gang und gäbe, dass jeder überall mit anpackt und irgendwie verlagerte sich auch der Schwerpunkt vom Studium immer mehr zu unserem Handballprojekt. Und es gab schon damals die gleichen Ideen wie heutzutage. Das Heimspiel sollte ein Event werden, für alle Besucher, Sportfans und die Familien“, lacht Uwe. Dementsprechend gab es allerhand zu tun: „Bei unseren Heimspielen in der Grube-Halle haben wir noch selbst die Tribünen herausgefahren, die Tickets verkauft, die Speisen für unseren VIP-Raum zubereitet und auch die Programmhefte habe ich selbst gestaltet und gemeinsam mit Karsten zusammengetackert“, berichtet Uwe. „Ich weiß auch noch, wie wir beispielsweise auf dem Küchentisch in meiner WG unsere T-Shirts selbst beflockt haben“, so eine weitere Anekdote aus dieser aufregenden Zeit.
Das enorme ehrenamtliche Engagement von Uwe Kirchhoff führte schließlich dazu, dass ihm eine ABM-Stelle vom Verein angeboten wurde. Fortan war er der allererste offizielle Geschäftsstellenmitarbeiter der DHfK-Handballabteilung und konnte sich dem Projekt noch intensiver widmen. „Für uns war es schon ein großer Meilenstein, unseren ersten eigenen Büroraum am Sportforum inklusive PC und Telefonanschluss zu erhalten.“ Gut zehn Jahre und mehrere Aufstiege später hielt Uwe noch immer in genau diesem Büro die Stellung. Fünf weitere Büroräume waren inzwischen dazugekommen, doch die SC DHfK Handball Verwaltung GmbH war inzwischen so schnell gewachsen, dass auch diese Räumlichkeiten längst nicht mehr ausreichten, um den vielen Mitarbeitern professionelle Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Folgerichtig zog die Geschäftsstelle 2017 um in einen neuen Bürokomplex in der Schletterstraße.
In der Handball GmbH, mit ihren gut 60 Mitarbeitern (Büro, Akademie, Bundesliga), ist der Sportwissenschaftler inzwischen im Bereich Verwaltung und Finanzen tätig. „In den letzten 15 Jahren habe ich eigentlich schon in fast jedem Bereich mitgewirkt, ob in der Verwaltung, beim Ticketing oder als Heimspielorganisator. Aber inzwischen sind wir eine Firma mit einem Millionenetat – sodass sich die Aufgabenfelder weiterentwickelt und spezialisiert haben und natürlich längst nicht mehr jeder alles macht.“ Doch es gibt auch Konstanten. Um Rechnungslegungen sowie die gesamte Spielplanung in Abstimmung mit der Liga und Heimspielstätte kümmert sich Uwe beispielsweise schon seit 2007. Darüber hinaus fungiert er auch schon seit Jahren als ehrenamtlicher „Abteilungsleiter Finanzen“ für die 300 Mitglieder der Handballabteilung beim SC DHfK Leipzig e.V.
Unterhält man sich mit den Kolleginnen und Kollegen von Uwe, hat sich noch etwas in all den Jahren nie geändert. Uwe ist morgens oft der Erste im Büro und am Abend der Letzte, der das Rolltor verschließt. „Uwe ist immer da. Eigentlich hat man den Eindruck, er würde in der Geschäftsstelle wohnen und gar nicht nach Hause gehen“, so die deckungsgleiche Einschätzung mehrerer Mitarbeiter. Und mit Sicherheit wird die Belegschaft auch in weiteren 15 Jahren noch ähnliches von Uwe Kirchhoff berichten, dann hoffentlich mit vielen weiteren Meilensteinen in der Vereinschronik.
Auch Uwe träumt davon, seinen SC DHfK im Europapokal spielen zu sehen. „Ich mache meine persönlichen Ziele aber gar nicht so sehr an bestimmten Erfolgen fest. Ich wünsche mir für die Zukunft einfach, dass unsere Firma weiterhin auf breiten und sicheren Füßen steht und die Strukturen und Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter immer mitwachsen.“
Und sollte der SC DHfK Handball tatsächlich irgendwann die Qualifikation für den Europapokal schaffen, würde Uwe ohnehin vor einer großen Herausforderung stehen. „Dann brauchen wir erst einmal verfügbare Hallentermine – wo nicht am gleichen Tag Holiday on Ice, Cirque du Soleil oder ein Konzert der Toten Hosen stattfindet“. Doch auch diese Herausforderung würde Uwe garantiert wie immer meistern…
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