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Obwohl die Handballer des amtierenden Deutschen Meisters THW Kiel einen „mäßigen“ Saisonstart absolviert und die Auswärtsspiele in Flensburg und Magdeburg verloren haben, gehen sie weiterhin als Favoriten in jedes Bundesligaspiel. Immerhin hatten die Zebras die vergangenen fünf Begegnungen in Leipzig mehr oder weniger klar gewonnen. Doch dieses Mal gewannen die Männer des SC DHfK Leipzig die intensive Auseinandersetzung mit 35:34 (16:15) Toren.
Interessant war, dass sowohl die Gastgeber als auch Gäste mit jungen Mittelmännern in das Bundesligaspiel gingen, die bei den letzten Juniorenweltmeisterschaften im Sommer 2023 für Furore sorgten. Einerseits Andri Rúnarsson für Island und Elias Ellefsen á Skipagøtu für die Färöer Inseln. Sie wollten den Angriffen ihrer Vertretung den entsprechenden Spielwitz verpassen. Allerdings begannen beide Mannschaften die Begegnung recht nervös. Auf beiden Seiten waren einige Ballverluste und vergebene Chancen zu sehen.
Die Handballer des deutschen Rekordmeisters und amtierenden Meisters wollten die Gastgeber mit einer offensiven Abwehr vor Probleme stellen, sie lagen folgerichtig mit 3:4 oder 6:7 Treffern vorn. Nach einer Viertelstunde war es dann Kapitän Lukas Binder, der den SC DHfK mit dem 750. Bundesligator seiner Karriere mit 8:7 in Führung warf. Leipzig erhöhte durch Semper und Sunnefeldt sogar auf zwei Treffer, doch zwei Minuten vor der Pause hatte sich der THW Kiel die Führung zurückerobert. Die Kieler konnten diesen knappen Vorsprung allerdings nicht weiter ausbauen, weil Leipzig (ohne den verletzten Simon Ernst) insbesondere im Mittelblock überzeugte. „Marko Mamic und Mika Sajenev haben einen Bombenjob gemacht!“ lobte Rúnar Sigtryggsson seine Abwehrachse nach dem Match.
Der Chefcoach hätte darüber hinaus mit Franz Semper und Oskar Sunnefeldt auch zwei Rückraumspieler erwähnen können, oder Viggó Kristjánsson, der einmal mehr der beste Schütze der Einheimischen war. Jedenfalls jagte Semper das abgestumpfte Ikosaeder mit fulminanten 131 Kilometern pro Stunde in den Kieler Kasten, steuerte Sunnefeldt gegen seine früheren Mannschaftskameraden vor der Pause fünf Wirkungstreffer bei. Prompt lagen die Grün-Weißen zum Seitenwechsel wieder mit 16:15 Toren vorn.
Die Auseinandersetzung blieb extrem spannend. Erst gingen die Gäste am Anfang der zweiten Spielhälfte mit 21:22 beziehungsweise 23:24 Toren in Führung, dann nutzten die Leipziger zwei Zeitstrafen gegen Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler zu einer eigenen Drei-Tore-Führung gnadenlos aus. Als Matej Klíma – trotz drohendem Zeitspiel – zum zwischenzeitlichen 33:30 traf, explodierte die Stimmung unter den 5.309 Zuschauern in der QUARTERBACK Immobilien ARENA. In diesem Augenblick war der zweite Heimsieg der Saison und der zweite Heimsieg gegen den amtierenden Deutschen Meister nah.
Doch Andri Rúnarsson und Moritz Preuss ließen dreißig Sekunden vor dem Schlusspfiff die Doppelchance zur Entscheidung aus. So erzielten die Gäste den Anschlusstreffer und kamen im allerletzten Angriff des Spiels tatsächlich noch einmal vor das einheimische Tor. Doch Klíma, der mit sechs Toren in der letzten Viertelstunde der Mann der Schlussphase war, konnte den letzten direkten Freiwurf von Nikola Bilyk blocken. Was anschließend folgte, waren kollektive Jubelstürme auf und neben der Platte. Die Handballer des SC DHfK Leipzig und ihre Fans werden diesen berauschenden Handballabend so schnell nicht vergessen.
Filip Jícha (Trainer THW Kiel):
„Wir hatten mit einer offensiven Abwehr begonnen, hatten auch etliche Ballgewinne, doch konnten davon nicht profitieren. Die Leipziger schienen die Begegnung ohne Rücksicht auf Verluste zu bestreiten. Wir hatten mit dieser Spielweise unsere Probleme. Ich weiß, dass das Trikot des THW eine Bürde ist, dass die Mannschaften gegen uns kämpfen und kämpfen. Allerdings waren wir wenig bereit, die Abpraller zu holen. Wir hatten auch keinen Matej Klíma, der in der Crunchtime fünf Treffer erzielte. Wir hatten letztendlich 35 Sekunden für einen Punkt, da wünsche ich mir, dass meine Spieler mehr Verantwortung übernehmen, mehr wollen. Darum Glückwunsch an Rúnar und seine Mannschaft. Ihr könnt den Samstag genießen.“
Rúnar Sigtryggsson (Trainer SC DHfK Leipzig):
„Wenn wir sämtliche Statistiken zu diesem Spiel sehen, war alles ausgeglichen. Angriffe, Paraden, technische Fehler. Vielleicht hat letztendlich entschieden, dass meine Mannschaft weniger Druck hatte. Uns allen war bewusst, dass sich das, was in der zweiten Halbzeit in Flensburg passiert ist, nicht wiederholen darf. Wir wollten heute unbedingt etwas gutmachen. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass wir es am Ende sicherer nach Hause spielen, aber meine Mannschaft hat insgesamt super gespielt und ich freue mich sehr über diesen Sieg.“
SC DHfK Leipzig gegen THW Kiel 35:34 (16:15)
Torfolge: 1:2, 5:4, 6:7, 12:10, 13:14, 16:15, 19:20, 23:22, 23:24, 29:26, 34:31, 35:34
SC DHfK Leipzig: Domenico Ebner (5 Paraden), Kristian Sæverås (4 Paraden); Andri Rúnarsson, Lucas Krzikalla, Lukas Binder 4, Matej Klíma 6, Marko Mamic, Staffan Peter 2, Moritz Preuss 2, Oskar Sunnefeldt 6, Tim Matthes, Franz Semper 5, Mika Sajenev 1, Viggó Kristjánsson 9/2
THW Kiel: Tomas Mrkva (18 Parade), Samir Bellahcene (1 Paraden); Sven Ehrig 2, Domagoj Duvnjak 1, Harald Reinkind 2, Magnus Landin 2, Petter Øverby, Patrick Wiencek 2, Niclas Ekberg 1, Eric Johansson, Rune Dahmke 5, Eduardo Gurbindo, Nikola Bilyk 8, Hendrik Pekeler 3, Elias Ellefsen á Skipagøtu 8
Siebenmeter: Leipzig 2/2; Kiel keinen
Strafzeiten: Leipzig 6 Min; Kiel 8 Min
Paraden: Leipzig 9; Kiel 19
Technische Fehler Leipzig 8; Kiel 9
Zuschauer: 5.309 Handballfans in der QUARTERBACK Immobilien ARENA