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Für die Handballer des SC DHfK Leipzig stand am Donnerstagabend das Nachholspiel im weit Entfernten Balingen auf der Agenda. Bisher hatten die Sachsen in der ersten Bundesliga noch keinen einzigen Punkt bei den Galliern von der Alb mitgenommen. Im vierten Versuch sollte es schließlich gelingen. In einem Spiel, in dem bis zur letzten Minute von null Punkten bis zum Auswärtssieg alles drin war, holten die DHfK-Männer schließlich ein torarmes 20:20 (9:9) Unentschieden.
Chefcoach André Haber, der weiterhin auf sechs Stammkräfte verzichten musste, setzte in seiner Startformation auf den erst 17-jährigen Finn-Lukas Leun. Der Überraschungsmann aus dem vergangenen Heimspiel gegen Lemgo war es auch, der den ersten Akzent setzte und einen Siebenmeter herausholte, den Lucas Krzikalla sicher verwandelte. Doch in der Folgezeit blieben gelungene Offensivaktionen der Gäste lange Zeit absolute Mangelware.
Die Leipziger leisteten sich viele Fehler im Spielaufbau und so lag Balingen von Anfang an permanent in Führung. Nach drei Fehlversuchen in Folge – sehr untypisch für den deutschen Nationalspieler Philipp Weber – gelang ihm im vierten Anlauf endlich sein erster Treffer zum 3:2-Anschluss. Dennoch stockte der Leipziger Angriffsmotor weiter. Nach 17 Spielminuten hatten die Sachsen erst drei Treffer erzielt. Auch vom Siebenmeterstrich ging nichts, Lucas Krzikalla und Philipp Weber scheiterten an Mario Ruminsky. Dann wurden Weber auch noch zwei Treffer aufgrund eines Offensivfouls und eines technischen Fehlers aberkannt. Daraus resultierte nach 25 Spielminuten eine 9:5-Führung für Balingen-Weilstetten.
Der SC DHfK hatte dabei noch Glück, dass auch die Hausherren einige Fehler produzierten und sich gegen die DHfK-Deckung ebenfalls schwertaten. Die Leipziger hatten jetzt ihre wohl beste Phase im gesamten Spiel und konnten bis zur Pause den kompletten Rückstand eliminieren. Die Seiten wurden bei einem 9:9-Unentschieden gewechselt.
Kaum war die zweite Hälfe angeworfen, zogen die Gastgeber jedoch wieder auf drei Tore davon (15:12). Die grün-weißen ließen sich aber nicht abschütteln, denn Joel Birlehm hielt seine Mannschaft mit wichtigen Paraden im Spiel. In der kompletten Saison hatte der 23-jährige Schlussmann bisher erst einen Siebenmeter entschärft, diesmal parierte er gleich zwei Strafwürfe unmittelbar nacheinander. Philipp Weber traf außerdem zum 16:16-Ausgleich und so ging es mit einem Gleichstand in die letzten zehn Minuten der Begegnung.
Ein sensationeller Hammer aus der Hüfte von Vladan Lipovina brachte Balingen wieder auf die Siegerstraße, aber ein ganz hartes Einsteigen von Fabian Wiederstein gegen den Kopf von Philipp Weber sorgte dafür, dass der SC DHfK Leipzig die letzten zwei Minuten in Überzahl bestreiten durfte. In dieser heißen Schlussphase lag der Fokus auf Rechtsaußen Lucas Krzikalla. Erst erzielte er den 20:20-Ausgleichstreffer, dann klaute er den „Galliern“ auch noch den Ball. Und er sollte nochmal im Mittelpunkt stehen…
In einem Spiel, in dem die Leipziger bis in die letzte Minute kein einziges Mal in Führung lagen, hatten sie plötzlich eine große Siegchance. André Haber nahm zwei Minuten vor Ende nochmal eine Auszeit, um mit seinen Jungs den letzten Dolchstoß zu planen. Tatsächlich kreierten seine Männer die bestmögliche Einschussgelegenheit. Marko Mamic sah den freistehenden Lucas Krzikalla auf der Außenposition und brachte den Pass an Mann. Lucas Krzikalla flog in den Torraum und hätte sogar noch die Möglichkeit gehabt, den einspringenden Philipp Weber per Kampa zu bedienen. Der 26-Jährige machte es aber selbst und fand in Torhüter Mike Jensen seinen Meister. Das Spiel endete 20:20.
Womöglich wäre ein doppelter Punktgewinn für den SC DHfK Leipzig nach diesem Spielverlauf auch des Guten zu viel gewesen. Die Grün-Weißen nehmen ihren ersten Auswärtspunkt in Balingen jedenfalls gern mit auf die lange Rückfahrt nach Leipzig und freuen sich jetzt auf das Derby in drei Tagen gegen den SC Magdeburg.
André Haber (Trainer SC DHfK Leipzig): „Wir haben zum Schluss nochmal eine sehr gute Chance kreiert, um das Spiel zu gewinnen. Wir hatten den letzten Angriff, haben dabei die Zeit sehr gut runter gespielt und fünf Sekunden vor Ende den Ball leider nicht reingeworfen. Das 9:9 in der ersten Halbzeit spricht bei beiden Mannschaften für eine gute Abwehr- und Torhüter-Qualität. Ich muss meinen Jungs ein Lob machen, wie wir hier über 60 Minuten verteidigt haben. Dass der Akku dann an so einem Donnerstagabend in Balingen leer ist, ist verständlich, denn Abwehrarbeit hat viel mit Leidenschaft, Kampf und Bereitschaft zu tun. Und ich finde, da waren wir heute gut. Leider waren wir im Angriff nicht stark genug, da hätten wir besser spielen können und müssen, um das Spiel dann tatsächlich an uns zu reißen. Jetzt spielen wir am Sonntag das Derby und bis dahin versuchen wir, die Beine der Jungs wieder frisch zu bekommen.“
Jens Bürkle (Trainer HBW Balingen-Weilstetten): „Wie immer bei einem Unentschieden, ist es ein gewonnener und ein verlorener Punkt. Wir haben die ganze Zeit geführt und es kommt eigentlich im schlechtesten Fall zu einem Unentschieden in dieser Partie. Falls es dann kurz vor Schluss doch nach hinten losgegangen wäre, hätten wir uns sehr aufgeregt. Wir hatten in der Schlussphase die Chance das Ding zuzumachen, das haben wir liegen lassen. Mit der Parade am Ende von Mike Jensen müssen wir mit dem Punkt leben. Es ist das dritte ungeschlagene Spiel in Folge und das ist das, was jetzt erstmal stehen bleibt. Deshalb lebe ich heute damit, auch wenn ich lange geglaubt habe, dass wir heute zwei Punkte mitnehmen.“
HBW Balingen-Weilstetten gegen SC DHfK Leipzig 20:20 (9:9)
Tore HBW: Thomann 8, Nothdurft 4, Saueressig 3, Niemeyer 2, Lipovina 2, Wiederstein 1
Tore SC DHfK: Krzikalla 4, Mamic 4, Weber 4, Gebala 3, Wiesmach 3, Remke 1, Pieczkowski 1
Siebenmeter: Balingen 4/6, Leipzig 4/6
Zeitstrafen: Balingen 12 Min, Leipzig 10 Min
Rote Karte: Kirveliavicius (Balingen/ 39. Min)