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Der Bann ist gebrochen! Die Handballer des SC DHfK Leipzig haben nach mehr als viereinhalb Jahren wieder einen Derbysieg gegen den SC Magdeburg eingefahren. Seit dem letzten Sieg im Februar 2016 – damals hatten die Grün-Weißen in ihrer Premieren-Saison in der ersten Bundesliga sogar beide Spiele gegen Magdeburg für sich entschieden – warten alle Anhänger des SC DHfK sehnsüchtig auf einem Erfolg gegen den Kontrahenten aus Sachsen-Anhalt. Besonders bei den letzten drei Heimspielen hatte es mit 22:23, 24:25 und 25.26 sehr schmerzliche Last-Minute-Niederlagen gegeben. Obwohl die Fans in der ARENA leider nicht dabei sein durften, war das heutige 33:29 (16:14) nach einer unglaublich starken Mannschaftsleistung Balsam auf die grün-weiße Fanseele.
Hoffnung hatte schon eine Nachricht vor dem Spiel verbreitet. Linksaußen Lukas Binder meldete sich überraschend einsatzbereit, nachdem er am Morgen „mit einem guten Gefühl“ aufgestanden war. Die Tage zuvor war an einen Derbyeinsatz eigentlich nicht zu denken gewesen, schließlich hatte sich der 28-Jährige vor drei Tagen in Balingen einen heftigen Pferdekuss eingefangen. Doch der Leitwolf wollte das Derby auf keinen Fall verpassen und ließ sich den kompletten Oberschenkel tapen.
In der achten Spielminute wurde Binder von seinen Teamkollegen dann erstmals in Szene gesetzt und traf umgehend in den Magdeburger Kasten zum Zwischenstand von 4:4. Zuvor waren die Gäste etwas besser in die Partie gekommen und hatten in der Anfangsphase geführt. Als Patrick Wiesmach aber anschließend zur ersten DHfK-Führung traf (5:4), waren die Leipziger endgültig richtig gut drin in diesem Derby.
So vergrößerten sie ihren Vorsprung bis zur 15. Minute auf 10:7 und hatten damit mehr als dreimal so viele Treffer erzielt, als in der Anfangsviertelstunde drei Tage zuvor beim Auswärtsspiel in Balingen. Besonders die Kreisanspiele auf Maciej Gebala funktionierten hervorragend. Vier Tore gingen in der ersten Viertelstunde auf das Konto des polnischen Nationalspielers. Zwar vergaben Lukas Binder und Bastian Roscheck zwei große Gelegenheiten zur möglichen 16:11-Führung und der SCM legte vor dem Seitenwechsel den deutlich besseren Schlussspurt hin, aber immerhin nahmen die Grün-Weißen eine Zwei-Tore-Führung (16:14) mit in die Pause.
Die Magdeburger mussten den zweiten Durchgang in Unterzahl beginnen, doch sie waren nicht abzuschütteln. 16:15, 18:17, 19:17 lauteten die weiteren Zwischenstände. Dann trumpfte Joel Birlehm einmal mehr auf. Der 23-Jährige entschärfte drei SCM-Würfe nacheinander und so konnte sich Leipzig wieder ein leichtes Polster verschaffen (21:18 nach 40 Minuten). Diesen Vorsprung nahmen die körperkulturellen Handballer auch mit in die 50. Spielminute. Mit 27:24 ging es in die Endphase dieses Ostderbys.
Verlassen konnte sich der SC DHfK über die nahezu komplette Spielzeit auf seinen Rückraum. Drei Tore kamen von Marko Mamic und vier von Philipp Weber, doch besonders Gregor Remke (5 Treffer) und Niclas Pieczkowski (6 Tore) avancieren zu echten „Waffen“. Als Niclas Pieczkowski den Ball zweieinhalb Minuten vor dem Ende zum beruhigenden 30:26 ins Tor hämmerte, konnten die Leipziger Fans zu Hause von den Bildschirmen die Sektflaschen schon kaltstellen. Anbrennen sollte hier nämlich nichts mehr und Marko Mamic machte eine Sekunde vor Abpfiff den Deckel auf dieses Derby. Obwohl bis auf wenige Aufbauhelfer keine Zuschauer dieses denkwürdige Geisterderby in der ARENA miterleben durften, ließen sich die grün-weißen Derbyhelden zu Recht minutenlang auf dem Spielfeld für ihren ersten Sieg gegen Magdeburg seit dem 10.02.2016 feiern.
Bennet Wiegert (Trainer SC Magdeburg): „Ich habe mich im Vorfeld auf dieses Spiel sehr gefreut. Dieses Derby ist immer etwas Besonderes. Wir haben ab der ersten Minute ein typisch emotionales Derby gesehen, wo sich beide Mannschaften wenig geschenkt haben. Klar haben sie auch Fehler gemacht, aber ein hohes Engagement war immer vorhanden, denn beide Mannschaften wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen. Dann hat sich leider das bewahrheitet, was ich vorab gesagt habe. Die Mannschaft, die weniger Fehler macht, weniger Bälle verwirft und das bessere Torhüter-Spiel hat, wird dieses Spiel zu einer hohen Wahrscheinlichkeit gewinnen. Das war heute ganz klar Leipzig. Wir sind an uns und an Joel Birlehm gescheitert. Durch die vielen Fehler geraten wir in Gegenstöße und unser Angriff war heute nicht in der Lage, die Quoten zu erzielen, um in Leipzig erfolgreich zu sein.“
André Haber (Trainer SC DHfK Leipzig): „Das war heute wieder hoch emotional. Ich darf im neunten Jahr hier beim SC DHfK mit auf der Bank sitzen. Ich habe da schon viele Spiele erlebt und das war heute wieder ein besonderes. Natürlich ist ein Derby immer besonders, aber wenn wir es dann auch gewinnen können, dann macht das etwas mit mir. Das ist etwas, an das ich mich lange erinnern werde. Heute war ausschlaggebend, dass wir einen guten Plan in der Deckung hatten und immer wieder Situationen gefunden haben, in denen wir die Passwege gut verteidigen und zugestellt haben. Dazu hatten wir wieder ein gutes Zusammenspiel aus Abwehr und Torhüter. Und zusätzlich auch ein verbessertes Tempospiel im Vergleich zum letzten Spiel. Wir hatten heute viele Jungs im Angriff, die mutig genug waren gegen die SCM-Deckung zu werfen. Mit der guten Rückraum-Quote plus einer Abwehr, die richtig gebrummt hat, haben wir nun einen sehr guten Abschluss einer langen Woche, die für uns sehr hart war. Dass wir nun das schwerste der letzten drei Spiel gewonnen haben, das macht mich stolz.“
SC DHfK Leipzig gegen SC Magdeburg 33:29 (16:14)
Tore SC DHfK Leipzig: Pieczkowski 6, Remke 5, Gebala 5, Binder 4, Weber 4, Krzikalla 3, Mamic 3, Wiesmach 3
Tore SC Magdeburg: Magnusson 11, Gullerud 4, Pettersson 4, Bezjak 3, Kristjansson 3, Mertens 2, Damgaard 1, O´Sullivan 1
Siebenmeter: Leipzig 3/4, Magdeburg 6/6
Zeitstrafen: Leipzig 6 Min, Magdeburg 2 Min
Schiedsrichter: Baumgart, Fabian/ Wild, Sascha