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„Das war ein emotionaler Aufprall, der richtig weh tut“, so beschrieb der sichtlich geknickte Cheftrainer André Haber die Gefühlslage seiner Mannschaft nach dem Bundesligaspiel am Sonntagnachmittag gegen GWD Minden. Der SC DHfK Handball hatte zuvor sein Heimspiel gegen den Tabellenletzten der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga GWD Minden mit 25:26 (13:12) verloren. Dabei konnte auch nicht als Ausrede gelten, dass der SC DHfK derzeit als einziges Team der Liga gänzlich ohne die Unterstützung seiner Fans auskommen muss.
Die Partie am vierten Advent in der tristen menschenleeren QUARTERBACK Immobilien ARENA begann schon suboptimal. Nach fünf Minuten brachte der frühere Leipziger Niclas Pieczkowski die Gäste aus Minden mit 1:2 in Führung. Danach schien der SC DHfK Leipzig aber schnell klare Verhältnisse zu schaffen. Gebala, Binder, Ivic und Mamic besorgten einen 4:0-Lauf. Zusätzlich war Torhüter Kristian Saeveras auf dem Posten. Der SC DHfK hatte erneut den Ball und die Chance, früh im Spiel zu enteilen. Auch in der 18. Spielminute – Kapitän Alen Milosevic hatte vom Kreis getroffen – waren die Hausherren weiter mit drei Toren in Führung (8:5). Aber GWD Minden blieb dran, stellte den Ausgleich zum 8:8 bzw. 9:9 her und ging fünf Minuten vor dem Seitenwechsel durch Mohamed Darmoul in Führung. Auch wenige Augenblicke vor dem Halbzeitpfiff sah alles danach aus, als könnten die Gäste eine Führung mit in die Pause nehmen. Allerdings wollten sich Maciej Gebala und Patrick Wiesmach damit nicht abfinden. Durch ihre beiden Tore in den letzten 20 Sekunden der ersten Hälfte konnten die Leipziger doch noch mit einer ganz knappen 13:12-Führung in die Kabine gehen.
Dieses Erfolgserlebnis sollte den DHfK-Männern doch eigentlich mächtig Schwung für den zweiten Durchgang geben. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Die Sachsen wirkten weiterhin gehemmt und spielten ohne echte Überzeugung. Jedes Mal, wenn der SC DHfK mit einem oder zwei Treffern in Front lag, war die Führung schnell wieder weg. Im gesamten Verlauf der zweiten Hälfte gelang es den Grün-Weißen kein einziges Mal, sich einen höheren Vorsprung zu erarbeiten. Und so kam es, wie es kommen musste. Elf Minuten vor Schluss übernahm GWD Minden zum ersten Mal in der zweiten Halbzeit die Führung (21:22). Kurze Zeit später stand es gar 22:24 bzw. 23:25. Es drohte eine herbe Bruchlandung für den SC DHfK, der sich eigentlich ganz fest vorgenommen hatte, die letzten drei Spiele des Jahres gegen Minden, Lübbecke und Erlangen allesamt zu gewinnen.
Doch noch waren drei Minuten zu spielen. Lovro Jotic stellte den 24:25-Anschluss her, nur 14 Sekunden später netzte Marko Mamic zum 25:25-Unentschieden. Die DHfK-Abwehr stand jetzt endlich sattelfest und bot Minden kaum noch Lücken. Leipzig eroberte durch einen Block erneut den Ball, aber im Angriff blieben die Sachsen einfach zu abschlussschwach, sodass bis zum Schlusspfiff kein weiterer Treffer folgte. Stattdessen nutzte Minden die Gunst der Stunde und war irgendwie gedankenschneller. Nach einem Mamic-Block schnappte sich Minden den Abpraller und Miro Schluroff traf zum 25:26. Im letzten Angriff des Spiels gelang es den DHfK-Männern dreimal in Folge nicht, einen Freiwurf ordnungsgemäß auszuspielen, sodass die letzten 15 Sekunden der Begegnung gnadenlos verpufften. Das Tabellenschlusslicht hatte es tatsächlich geschafft, zum ersten Mal überhaupt einen Bundesliga-Auswärtssieg in Leipzig einzufahren.
André Haber (Trainer SC DHfK Leipzig):
„Glückwunsch an die GWD Minden zum Sieg. Ich bin heute echt am Boden und habe leider noch keinen Erklärungsansatz, warum wir heute so gespielt haben. Das Spiel heute war ein klares „Muss-Spiel“ für uns, auf das wir uns eine Woche lang vorbereitet und eingeschworen haben. Wir sind gut ins Spiel gekommen und konnten uns einige Chancen erarbeiten. Dass wir am Ende aber über das ganze Spiel gesehen so eine Leistung zeigen, ist brutal. Das war ein emotionaler Aufprall, der richtig weh tut. Die Punkte gehen heute gerechterweise nach Minden. Uns bleibt jetzt nichts weiter übrig, als den Blick nach vorne zu richten und in den letzten beiden Spielen dieses Jahr eine deutliche Leistungssteigerung zu zeigen.“
Frank Carstens (Trainer GWD Minden):
„Vielen Dank für die Glückwünsche. Ich bin natürlich sehr glücklich über den Sieg, nachdem wir diese Saison eine Achterbahn der Gefühle durchmachen. Es war heute ein intensives, aber kein besonders gutes Spiel mit vielen technischen Fehlern und viel stockendem Spiel. In der ersten Halbzeit hätte Leipzig mehr aus ihren Möglichkeiten machen können, in der zweiten Halbzeit sollten wir das Spiel beim Stand von 23:25 eigentlich zumachen. Es hat einige gute Einzelleistungen gebraucht, um hier am Ende doch als Sieger von der Platte zu gehen. Ich kann meiner Mannschaft nur gratulieren und loben, wie sie in den letzten Wochen gearbeitet hat.“
Spielstatistik
SC DHfK Leipzig gegen GWD Minden 25:26 (13:12)
Tore SC DHfK Leipzig: Wiesmach 6, Ivic 4, Gebala 3, Mamic 3, Binder 3, Jotic 3, Remke 1, Milosevic 1, Krzikalla 1
Tore GWD Minden: Darmoul 7, Urban 5, Schluroff 4, Korte 3, Jukic 2, Meister 2, Staar 2, Pieczkowski 1
Siebenmeter: Leipzig 4/6, GWD Minden 1/3
Zeitstrafen: Leipzig 4 Min, GWD Minden 8 Min
Schiedsrichter: Standke, Sascha / Heine, Steven
Zuschauer*innen: Keine