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Nein, nicht gleich mit einem Sieg. Ich wusste schließlich, wo das Spiel stattfand. Aber an einen guten Auftritt der Gäste glaubte ich schon. Also daran, dass sie dem großen Favoriten auch in seiner gefürchteten Halle möglichst lange zusetzen und vielleicht die Partie bis in die Schlussphase hinein einigermaßen offenhalten würden. Diese Hoffnung erfüllte sich bekanntlich nicht, nachdem ich endlich live dabei war, gab Flensburg in der Partie eindeutig den Ton an. Allerdings entstand zeitweise der Eindruck, dass der SC DHfK weniger gegen die SG, als vielmehr gegen Benjamin Buric antrat. Der ist bekanntlich ihr Torhüter und erwischte ohne Zweifel einen Sahnetag.
Wobei den Bosnier nicht alle Bälle vor ganz große Probleme stellten. Was da auf ihn zuflog, wurde vorher (zu) oft unkonzentriert oder unvorbereitet auf den Weg geschickt. Das gilt in erster Linie für die Akteure im Rückraum, wo bekanntlich in aller Regel die Entscheidungen darüber getroffen werden, was als nächstes zu tun ist und wer wie wann eingesetzt werden soll. Dort wirkte das Spiel der Gäste über weite Strecken - nun ja - nicht gerade kreativ. Ein vorgezogener Spieler der Flensburger Abwehr reichte aus, um die Leipziger aus dem Konzept zu bringen. Die Folge waren eben halbherzige Würfe oder technische Fehler.
Natürlich gab es auch sehenswerte Aktionen, woran hauptsächlich die Linksaußen beteiligt waren. Lukas Binder und Marc Esche wurden jedenfalls mehrmals erfolgreich in Szene gesetzt, was einmal mehr zeigt: Binder erweist sich weiter als äußerst zuverlässig, und Esche, sein Backup, hat sich seinen Profivertrag redlich verdient. Der 20-Jährige zeigte erneut keinen Respekt vor den großen Namen auf der Gegenseite. Für ihn dürften solche Partien wie das beim deutschen Meister in Flensburg ein weiterer Lernprozess gewesen sein.
Was sich nicht etwa nur auf den Angriff bezieht. Gerade auf die Außen kommen seit dieser Spielzeit in der Abwehr neue Herausforderungen zu. Die Schiedsrichter sind angehalten, auch die kleinste Attacke gegen den in den Kreis Richtung Tor fliegenden Angreifer hart zu bestrafen. Von dieser Vorgabe wird reichlich Gebrauch gemacht. Nicht immer ist für den Zuschauer zu erkennen - auch nicht in der Zeitlupe -, wann und ob überhaupt es zu einer Regelwidrigkeit gekommen ist. Dass auf engstem Raum und bei großer Geschwindigkeit solche verbotenen Kontakte passieren können, liegt auf der Hand. Sich auf solche Situationen einzustellen und sich richtig zu verhalten, dürfte gerade für junge Spieler wie Esche sehr wichtig sein.
Es bedarf keiner prophetischen Gaben, um der DHfK-Abwehr gegen den Bergischen HC Schwerstarbeit vorherzusagen. Wozu die Gäste im Angriff fähig sind, haben sie zuletzt gezeigt. Zwar wurde die Partie zu Hause gegen den THW Kiel 29:34 verloren, aber gegen einen solchen Kontrahenten so viele Treffer zu erzielen, ist schon aller Ehren wert. Beim Unentschieden zur Halbzeit waren es alleine 17. Mit den Rhein-Neckar Löwen, Melsungen, Überraschungs-Tabellenführer Hannover und eben Kiel hatte das Team von Trainer Sebastian Hinze bisher wahrlich keine Laufkundschaft vor der Brust. Mit einem Sieg wäre es dran an den Grün-Weißen, die natürlich auch ihr viertes Heimspiel gewinnen wollen. Wer sich durchsetzt, wird wie so oft vor allem auch von seinem Rückraum abhängen. Der des SC DHfK steht nach dem Auftritt in Flensburg in der Pflicht.