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Von Sportjournalist Winfried Wächter:

Ein guter Freund von mir lebt seit einiger Zeit im Altersheim. Ihn zu besuchen, war 2020 ein Kapitel für sich, weil der Zutritt oft verwehrt wurde. Blieb das Telefon, und egal ob wir uns im Sommer - da war ja alles erlaubt - direkt gegenüber saßen - oder zuvor und danach telefonierten, stets lautete eine seiner ersten Fragen: „Wie geht‘s Prokop?“

Mein Freund heißt Rainer Baumann und ist 90 Jahre alt, er war früher erfolgreicher Fußballer bei den Chemikern in Leutzsch (Spitzname Röhre) und ist nach wie vor auch sehr am Handball interessiert. Erst recht wurde er es wieder, als die Leipziger unter Christian Prokop 2015 in die Bundesliga aufgestiegen sind. Dass Prokop Anfang Februar nach einer sehr ordentlichen EM als Bundestrainer entlassen wurde, beschäftigte Baumann das ganze Jahr über. Eine Antwort konnte ich ihm nie geben, weil ich nicht weiß, wie es Prokop geht. Natürlich hoffe ich, dass er die Enttäuschung inzwischen überwunden hat, einigermaßen jedenfalls. Und dass er in den Handball zurückkehrt, sobald wieder normale Zeiten eingezogen sind.

2020 war bekanntlich wenig bis nichts normal, die meisten werden den Schlusspfiff für dieses Jahr daher wohl nicht bedauern. Dem Handball wurde zunächst im Frühjahr die Rote Karte gezeigt, und im Herbst wurden die Zuschauer ausgeschlossen. Leere Ränge waren der Preis dafür, dass überhaupt gespielt werden durfte. Bei den Profis, wohlgemerkt. Amateuren und Nachwuchs blieben die Hallen schließlich ganz verwehrt, um ja die zweite Welle der Pandemie zu brechen. Die zweite Welle kannte ich bislang im Wesentlichen nur aus dem Handball, wenn nach dem ersten - erfolglosen - Konterläufer durch den oder die schnellen Nachrücker noch einmal Druck auf die Abwehr ausgeübt wird.

In dieser Hinsicht hat der SC DHfK in den letzten Monaten unter André Haber beachtliche Qualitäten entwickelt. Kein Gegner bekommt eine Ruhepause, er muss nach Ballverlust und selbst nach erfolgreichem Angriff mit sofort davonsprintenden Leipzigern rechnen. Leider konnten sie vor allem im letzten Spiel des Jahres gegen Flensburg diese Stärke nicht abrufen, verloren verdient und gehen somit als Sechster in die WM-Pause. Das klingt nicht schlecht, doch angesichts der Auftritte zuvor in Minden und den Pleiten in Stuttgart und Erlangen ist mit Blick auf die Tabelle unschwer zu erkennen, dass eine noch bessere Ausbeute möglich war. Die Widersprüche schienen unerklärlich und warfen Fragen auf.

Was der Mannschaft fehlte, war Konstanz - ohne natürlich verletzungs- und Corona-bedingte Ausfälle zu unterschlagen. Welches Potenzial in diesem Team steckt, hat es vor allem bei seinen Siegen in Mannheim gegen die Rhein-Neckar und zu Hause gegen Magdeburg gezeigt. Wenn die Mannschaft geschlossen agiert, nicht nur zwei oder drei Spieler ihre Normalform erreichen, kann sie jeden Gegner jedenfalls richtig ärgern und sogar schlagen. Diese Geschlossenheit wurde zu oft vermisst, wie auch die Quote der technischen Fehler oft viel zu hoch ausfiel. Da half es dann auch nicht, dass die Abwehr - so beim Spiel in Minden - durchaus überzeugte. In der Defensive liegt also nicht das Problem des SC DHfK. Es sind in erster Linie die einfachen Ballverluste, die in zu großer Zahl passieren und den Kontrahenten daher als unerwartete Geschenke präsentiert werden. Wenn es ab 6. Februar - zum Auftakt wartet allerdings der phänomenale neue Champions-League-Sieger THW Kiel - gelingt, diese Schwächen abzustellen, sollte vieles möglich sein. Weil ohnehin nicht anzunehmen ist, dass die Grün-Weißen ihre kämpferischen und emotionalen Tugenden vernachlässigen, die ihnen im Blut zu liegen scheinen.

Aber jetzt wird erst einmal die WM in Ägypten gespielt, deren Austragung auf große Vorbehalte stößt. Viel zu gefährlich sei ein solch großes Turnier in Zeiten einer Pandemie, sagen Kritiker. Wichtige deutsche Spieler haben daher ihre Teilnahme abgesagt. Der Handball brauche diese wichtige öffentliche Bühne, halten die Befürworter dagegen und vertrauen dem Hygienekonzept der Organisatoren. Nun ist es schwer vorstellbar, dass für die 32 Mannschaften während der WM eine solche Blase geschaffen werden kann, dass es zu keinen positiven Fällen kommen wird. In erster Linie werden die Partien also immer mit der Hoffnung begleitet, dass alles gut gehen möge, die richtigen Maßnahmen getroffen werden und alle Spieler wieder gesund nach Hause kommen. Zwischendurch werde ich mit meinem Freund Baumann die Spiele und die Lage telefonisch erörtern. Ich weiß, was er mich wieder fragen wird.

Oder sollen sie kritisiert werden? Weil der Gegner erneut viel zu schnell zu einem klaren Vorsprung kam, den er vor allem auch durch viele Fehler und Unkonzentriertheiten der Leipziger erreichte und es ihm somit viel zu leicht gemacht wurde. Es muss schon viel passieren, damit ein Kontrahent anschließend den Sieg noch aus der Hand gibt. Wenn es sich dabei noch um die Löwen handelt, wird es umso schwieriger. Sie verfügen über genügend Qualität, um sich mit ihrer Kulisse im Rücken noch über die Zeit zu retten. Und dass die zweite Halbzeit gewonnen wurde, hat an der leeren Ausbeute nichts geändert.

Für beide Möglichkeiten gibt es gute Gründe. Wer kann schon ruhig bleiben, wenn der Ball immer wieder nicht beim Mitspieler landet und kurz danach fast folgerichtig im eigenen Tor? Und wer wird nicht gefesselt, wenn dann die Reihen viel geschlossener wirken und Tor um Tor aufgeholt wird, weil nicht wie in der Anfangsphase Risiko mit Leichtsinn verwechselt wird? So fragt man sich zwangsläufig: Warum nicht gleich so?

Dann würde sich der Zuschauer in der immer enger werdenden Endphase womöglich auch nicht so heftig über merkwürdige Entscheidungen der Schiedsrichter ärgern, als das Spiel vielleicht tatsächlich noch gedreht werden konnte. Was nichts mit einer Leipziger Brille zu tun hat, denn die Drei-Schritt-Regelung gilt im Handball bekanntlich für beide Seiten, also auch für den Gastgeber.

Doch darüber zu lamentieren - was die Leipziger ausdrücklich nicht tun -, bringt bekanntlich nichts und wäre im konkreten Fall angesichts der Vorgeschichte auch fehl am Platz, da die eigenen Fehler im Vergleich eindeutig überwogen.

Dass sich die Mannschaft von Cheftrainer André Haber am Dienstagabend wieder einmal nicht belohnte, sollte sie schon ärgern. Wenngleich dafür nicht lange Zeit bleibt, denn am Sonntag geht es im Heimspiel gegen Ludwigshafen. Die Eulen gehören bekanntlich nicht zu den Top-Teams der Bundesliga wie etwa die Rhein-Neckar Löwen. Doch daraus zu folgern, es werde für den SC DHfK demzufolge eine eher leichte Angelegenheit, könnte sich als fatale Fehleinschätzung erweisen. Habers Männer wissen das, sie haben im Hinspiel bekanntlich eine deutliche und verdiente 27:34-Pleite bezogen. Dort verlor später auch der deutsche Meister aus Flensburg, kam Melsungen im Februar nur zu einem Remis und entließ danach Trainer Heiko Grimm. Auswärts ist die Mannschaft von Ben Matschke auch keine Laufkundschaft, ihre letzte Partie in fremder Halle gewann sie beim Auftritt in Erlangen. Kurz darauf trennten sich die Franken von Interimscoach Rolf Brack, womit die Eulen also schon zwei Cheftrainern zum Verhängnis wurden. Das wird sie jedoch weniger interessieren als vielmehr ihre neun Punkte aus den letzten neun Spielen, womit sie die Abstiegsplätze verließen. Es kann kein Zweifel bestehen, dass sie in Leipzig eine Attacke versuchen.

Eine Niederlage würde für den Gastgeber eine erhebliche Enttäuschung bedeuten. Sein ausgeglichenes Punktverhältnis wäre dann negativ und die bisherige sehenswerte Bilanz nicht mehr so sehenswert. Angesichts des nicht ganz einfachen Restprogramms - unter anderem kommen noch Flensburg, Kiel und Melsungen, zum Abschluss geht es nach Hannover - sollte am Sonntag also besser gewonnen werden. Und der Start in die Partie möglichst nicht verschlafen werden.

Erstellt von Winfried Wächter

In jedem Fall sind es nur sportliche Schlagzeilen, die der SC DHfK produziert, während anderswo erhebliche Unruhe herrscht. In Erlangen, Melsungen und bei den Rhein-Neckar Löwen wurden Habers Cheftrainer-Kollegen entlassen. Dabei war aus Nordhessen noch kurz vorher zu hören, dass Heiko Grimm ein Ultimatum von drei Spielen gesetzt würde. Aber nach dem Remis am Wochenende beim Vorletzten Ludwigshafen zogen die MT-Verantwortlichen ihre Entscheidung vor.

In Mannheim übernimmt mit Martin Schwalb überraschend ein alter Bekannter das Amt von Kristjan Andresson. Er kehrt nach fast sechs Jahren Pause ins Trainer-Geschäft zurück.

Das hätte sich der bisherige Sky-Experte und Berater des Zweitligisten HSV Hamburg, mit dem er unter anderem die deutsche Meisterschaft (2011) und die Champions League (2013) gewann, schon früher vorstellen können. Ein passendes Angebot wurde ihm aber nicht unterbreitet. Dass der 193-fache Nationalspieler gerne Bundestrainer geworden wäre, gilt als offenes Geheimnis. Doch nach dem Rücktritt von Dagur Sigurdsson fiel 2017 die Wahl bekanntlich auf Christian Prokop, dessen Entlassung unter vielen Fans nach wie vor heftig diskutiert wird.

Ein Wunder ist das nicht, denn was sich der Deutsche Handball-Bund in dieser Angelegenheit leistete, dürfte nahezu beispiellos sein und noch eine Weile nachklingen. Wer seinem Bundestrainer nach vorherigen Treueschwüren nur wenige Tage später die Rote Karte zeigt, der wirkt nicht nur unglaubwürdig, der ist es auch. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Hier wird nicht etwa die Qualität von Prokop-Nachfolger Alfred Gislason infrage gestellt, die ist über jeden Zweifel erhaben. Wenn aber über Nacht Absprachen nichts mehr wert sind, herrscht nur noch Fassungslosigkeit.

Minden, nächster Gegner der Leipziger, hat zuletzt ebenfalls für Aufsehen gesorgt, in positiver Hinsicht. Ende des letzten Jahres wurde ihre legendäre Kampa-Halle wegen bau- und brandschutztechnischer Mängel geschlossen, und die Spiele müssen nun im benachbarten Lübbecke ausgetragen werden. Das hat die Mannschaft von Trainer Frank Carstens sehr gut bewältigt, in ihrer neuen Umgebung ist sie noch ungeschlagen. Die bisherigen beiden Heimspiele gegen Göppingen (27:26) und die Füchse (30:25) wurden gewonnen. Es gibt nicht viele Teams, die  die Berliner in dieser Saison zweimal bezwangen, Minden gehört dazu.

Der Hinspiel-Auftritt des SC DHfK Ende August in Minden ist deshalb noch in guter Erinnerung, weil der Verlauf einer Fieberkurve glich. Zunächst lagen die Sachsen 1:8 zurück, um am Ende 25:21 zu triumphieren. Vor allem dank der zehn Tore von Franz Semper und ihres ehemaligen Mindeners im Tor. Joel Birlehm erwischte einen Sahnetag, wovon ich allerdings nichts mehr mitbekam. Aus Enttäuschung hatte ich angesichts des hohen Rückstandes die Sky-Übertagung beendet - und diesen Schritt natürlich bitter bereut. Ich habe mich danach nie wieder vorher ausgeklinkt, also auch nicht aus der Übertragung aus Magdeburg. Man ist ja lernfähig. Die Rückkehr-Qualitäten des SC DHfK wurden 2019/20 schließlich zu seinem Markenzeichen.

Erstellt von Winfried Wächter
Beim SC DHfK Leipzig wurde Christian Prokop 2017 nach vier erfolgreichen Jahren gebührend verabschiedet. Foto: Rainer Justen
Beim SC DHfK Leipzig wurde Christian Prokop 2017 nach vier erfolgreichen Jahren gebührend verabschiedet. Foto: Rainer Justen

Wir leben offenbar in einer Zeit, in der ein Wort nichts mehr zählt. Man muss Prokops Entlassung natürlich nicht gleich mit dem merkwürdigen Verhalten der Thüringer CDU und FDP vergleichen, aber auch aus diesen Kreisen verlautete vorher, dass man nie und nimmer ... Das Ergebnis ist bekannt, die Glaubwürdigkeit im Eimer.

Man mag Prokop das Auftreten seiner Mannschaft bei der EM 2018 ankreiden, kein Problem. Es folgte Rang vier bei der WM und das Lob, er habe die richtigen Schlüsse gezogen. Der fünfte Platz bei der kontinentalen Meisterschaft im Januar war aber nun offenbar nicht genug, wobei dieses Abschneiden kaum der rechte Maßstab gewesen sein kann, um einen solchen Schritt zu begründen. Auf manchen Positionen spielte nach den vielen Absagen der Ersatz vom Ersatz, was in der öffentlichen (und veröffentlichten) Meinung kaum eine Rolle spielte. Er sei zu ruhig, finde in den Auszeiten nicht die richtigen Worte, treffe in bestimmten Situationen falsche Entscheidungen, lautete der Vorwurf, der keineswegs von seinen Spielern erhoben wurde. Die standen hinter ihm.

Oder war das auch nur Schein? Die Gensheimer & Co. wollten bekanntlich „mit Christian“ gerne weitermachen, wurde immer wieder betont. Wenn das stimmt, wovon auszugehen ist, hat der DHB Prokop gegen den Wunsch der Mannschaft entlassen.

Seine Ära als Bundestrainer war von ständigem Misstrauen begleitet. Zu jung, zu unerfahren hieß es von Beginn an, nachdem er auf Initiativen von Bob Hanning in das Amt befördert worden war. Der Gegenwind blies ihm von prominenter Seite massiv ins Gesicht.  Er wirkte, als würde er ihn aushalten. Das DHB-Präsidium hat es nicht und ist umgefallen. Seine Rückendeckung für Prokop erwies sich als Täuschungsmanöver.

Erstellt von Winfried Wächter

Als Beispiele nannte er Heiner Brand (WM-Titel 1978), Peter Rost (Olympiasieg 1980) und das Duo Markus Baur/Michael Kraus (WM-Titel 2007). Die Genannten hätten zudem das Team über mehrere Jahre geprägt. Leider sei es zuletzt nicht gelungen, gerade auf dieser wichtigen Position für eine gewisse Konstanz zu sorgen, Verletzungen trugen erheblich dazu bei.

Niclas Pieczkowski ist dafür ein Beispiel. Beim EM-Triumph 2016 hatte er als Spielmacher auf sich aufmerksam gemacht, war danach aber regelrecht vom Pech verfolgt. In dieser Saison konnte er durch seine Schulterverletzung noch kein Spiel für den SC DHfK bestreiten. Auf seine Rückkehr im Frühjahr wird gehofft. Nun hat sich Philipp Weber nach überzeugenden EM-Auftritten als Spiritus Rector empfohlen. Überraschend kommt das nicht, denn dass der Leipziger mit seinem Wurfrepertoire, seinen flinken Beinen und seinem Blick für den Nebenmann für jede Abwehr ein Problem darstellt, war gerade in dieser Spielzeit oft zu erleben. Nun bewies er seine Qualitäten auch in der Nationalmannschaft. Dass Christian Prokop auf ihn verzichten kann, wenn es im April an drei (!) Tagen darum geht, sich in der Olympiaqualifikation gegen Schweden, Slowenien und Algerien zu behaupten, ist schwer vorstellbar, auch wenn ihm dann einige der zuletzt verletzten Spieler wieder zur Verfügung stehen.

Weber hat viel öffentliche Anerkennung erfahren. Was sich vom Bundestrainer nur bedingt sagen lässt. Seit seinem Amtsantritt 2017 wird er häufig infrage gestellt, wird ihm die nötige Erfahrung abgesprochen, werden ihm falsche Entscheidungen in wichtigen Situationen vorgeworfen. Von Außenstehenden in erster Linie, innerhalb der Mannschaft gilt er als unumstritten. Das war bekanntlich nicht immer so, aber nach der EM-Enttäuschung 2018 ist es ihm offenbar gelungen, die Spieler von seinem Konzept zu überzeugen. Sie haben Teamgeist gezeigt und sich klar auf seine Seite gestellt, als er nach den Niederlagen gegen Spanien und Kroatien, die späteren Finalisten, von prominenter Seite heftig kritisiert wurde.

Wer wie ein Bundestrainer in der Öffentlichkeit steht, muss mit solcher Kritik rechnen, erst recht nach Niederlagen. Wer sie äußert, muss sich fragen lassen, ob er damit nicht überzieht. Zwar pfiff das deutsche Team personell nicht gleich auf dem letzten Loch, dass aber unter anderem das Fehlen von Fabian Wiede und Steffen Weinhold nicht mir nichts, dir nichts wegzustecken sein würde, konnte niemand überraschen, der diese Sportart regelmäßig verfolgt oder wie Chef-Kritiker Daniel Stephan als ehemaliger Weltklasse-Handballer zu ihren Protagonisten gehört. Prokop verfügte jedenfalls im Rückraum über keinen Spieler, der mit seiner Vereinsmannschaft aktuell in der Champions League vertreten ist. Welches hochkarätige Personal während der EM teilweise auf der Gegenseite stand, wird niemand entgangen sein.

Es ist ja richtig, die deutschen Handballer haben beim dritten Turnier unter Prokop keine Medaille gewonnen. Aber dieser Januar bot angesichts der Ausgangslage und des fünften Platzes keinen Grund, in Pessimismus zu verfallen. Dafür habe jedenfalls ich mich zu sehr über Rückkehrer Johannes Bitter und Neuling Timo Kastening gefreut. Und, natürlich, über Philipp Weber.

Erstellt von Winfried Wächter

Hannover wurde da gerne als Beispiel angeführt, und nachdem die Recken in Kiel klar und in Leipzig auch deutlich (wenn auch am Ende nicht vom Ergebnis her) verloren hatten, schien ihr Höhenflug tatsächlich zu Ende. Nach zwei solchen Auftritten war nun wirklich nicht damit zu rechnen, dass sie schnell wieder in die Spur finden würden.

Fanden sie aber, und zwar eindrucksvoll. Jetzt stehen sie im Halbfinale des DHB-Pokals, sind im Frühjahr beim lukrativen Final Four dabei und haben alle Zweifler eines Besseren belehrt. Ihr Sieg bei den Rhein-Neckar Löwen gilt angesichts ihrer beiden vorherigen Auftritt natürlich als große Überraschung. Und dass sie anschließend auch gleich noch im Bundesliga-Duell die (allerdings ersatzgeschwächten) Füchse mit einer Niederlage nach Hause schickten, zeigt, über welche Qualitäten Hannover verfügt. Wer nach zwei Auftritten wie denen in Kiel und Leipzig so zurückkommt, der hat sich Anerkennung und Respekt verdient.

Allerdings wird damit nachträglich noch einmal deutlich, was für eine Mannschaft der SC DHfK in seinem letzten Heimspiel in die Schranken gewiesen hat, als die Niedersachsen eigentlich in keiner Phase eine richtige Sieg-Chance hatten. Sein Team habe nie zum gewohnten System gefunden, bekannte denn auch Hannovers Trainer Carlos Ortega. Das lag natürlich in erster Linie daran, dass die Leipziger ihren Kontrahenten lange dermaßen bearbeitet hatten, dass es eine Freude war, ihnen dabei zuzusehen. Insbesondere Morten Olsen bekam das zu spüren. Der dänische Weltklassespieler war es übrigens, der mit dem letzten Wurf die Partie bei den Löwen für seine Mannschaft entschied und ihr damit zum dritten Mal in Folge die Fahrt nach Hamburg sicherte.

Es wäre schön gewesen, wenn der SC DHfK an die Leistung gegen Hannover hätte anknüpfen können. Das konnte er aber nicht, in Erlangen leistete er sich so viele Fehler, dass es schon eines schwachen Gegners bedurft hätte, um als Sieger aus aus der Halle zu gehen. Und schwach sind die Franken ganz gewiss nicht. Somit haben die Grün-Weißen ihren Fans wieder einmal bestätigt, dass sie eben nicht konstant genug sind. Auch das gehört zu dieser Bundesliga-Saison, in der sich bei den Leipziger sehr viel Licht und dann überraschend viel Schatten abwechseln. Dadurch ging allerhand Zählbares verloren, und man mag sich gar nicht ausrechnen, wo die Truppe von André Haber in der Tabelle stehen würde, hätte sie öfter ihre Nerven im Griff und sich weniger Fehler geleistet.

Weil das aber nicht gelang, genießt sie zwar bei der Konkurrenz sehr viel Anerkennung, doch die bisherige Punktausbeute entspricht keineswegs ihren Möglichkeiten. Diesen Widerspruch zu lösen, wird die Aufgabe der kommenden Monate sein.

Fest steht, dass sich die Weber & Co. zu Hause leichter tun, was freilich auch kein Alleinstellungsmerkmal ist. Sie kann Berge mit den Zuschauern im Rücken versetzen, ohne sie ihre Leistung aber nicht oft genug abrufen. Da die nächste Partie in der Arena ausgetragen wird, besteht allerdings die berechtigte Hoffnung auf einen besseren Auftritt als in Erlangen. Das ist keineswegs respektlos gegenüber dem Kontrahenten Wetzlar gemeint. Dafür ist der Gegner viel zu gut, auch wenn er zuletzt zu Hause gegen Stuttgart gepatzt hat. Davor hatte er aber zuvor auswärts gewonnen - in Erlangen. Noch Fragen?

Erstellt von Winfried Wächter

Der Österreicher kam bekanntlich vor zwei Jahren vom THW zum SC DHfK und wurde damals sogar als Königstransfer gehandelt. Doch schon lange spielt er in den Plänen der Verantwortlichen keine Rolle mehr, wurde nur noch in der zweiten Mannschaft eingesetzt. Er kehrte erst nach dem Ausfall von Marc Esche ins Bundesliga-Team zurück und hatte es schwer, Lukas Binder auf Linksaußen zu verdrängen. Denn der Dauerbrenner im Kader zeigte bislang ausgezeichnete Leistungen. Nun aber blieb Binder in Kiel während der gesamten 60 Minuten auf der Bank. Haber gab dafür Santos die Chance, sich zu präsentieren und zu zeigen, was er nach wie vor kann.

Das ist immer noch eine ganze Menge, und die Qualitäten des Nationalspielers dürfte auch anderen Vereinen nicht entgangen sein, die auf dieser Position demnächst eine Veränderung vornehmen wollen oder müssen. Das gilt natürlich auch für Jens Vortmann, der in der Endphase mit seinen Paraden die Führung der (auch von der Champions League geschlauchten und von Verletzungen geplagten) Kieler in Grenzen hielt und im Sommer seinen Platz im Tor an den Norweger Kristian Saeveraas abgeben muss.

Die Geste von André Haber gegenüber Santos war jedenfalls ein starkes Zeichen. Der Leipziger Cheftrainer hatte in den Tagen vor der Partie keinen Zweifel daran gelassen, dass er sich in Kiel etwas ausrechnete. Das erschien mutig, schließlich ging es zum Meisterschaftsanwärter Nummer eins, wo für die Leipziger noch nie etwas zu holen war. Wenn das Gesetz der Serie durchbrochen werden sollte, bedurfte es doch eigentlich auch der bislang so äußerst zuverlässigen Stammkraft Binder.

Habers Entscheidung wurde belohnt. Am treffsicheren Santos (fünf Tore bei sechs Versuchen) lag es keineswegs, dass der SC DHfK die Heimreise wieder als Verlierer antrat. Als unglücklicher, denn die Sachsen hatten eine starke Gegenwehr geleistet und oft die richtige Entscheidung getroffen. Leider nicht bei ihrem letzten Angriff, als 21 Sekunden vor dem Abpfiff die Chance zum 27:27-Ausgleich bestand, sehr zu Habers Ärger aber kein Wurf mehr zustande kam, nicht einmal eine Wurfposition gefunden wurde. Das passte nicht ins Bild der bis dahin so aufmüpfigen Gäste, die von allen Seiten für ihren couragierten Auftritt gelobt wurden. Schon während der Live-Übertragung bei Sky und auch später in den Aufzeichnungen von ARD und ZDF in der Sportschau beziehungsweise Sportreportage.

Die Leipziger waren also am letzten Spieltag fernsehmäßig gut vertreten und haben Respekt gewonnen. Stimmt, dafür können sie sich nichts kaufen. Aber sie können zumindest ihre Lehren ziehen, wie man den letzten Angriff unter Zeitdruck nicht gestalten sollte. Dem Gegner fast zwölf Meter vor dessen Gehäuse die Gelegenheit zum Unterbrechen und damit zum Freiwurf zu geben, kostet zu viele Sekunden und ist daher keine Meisterleistung, wenn die Schlusssirene droht.
Allerdings, und das ist die gute Nachricht, können die Grün-Weißen also tatsächlich auch bei einem der ganz Großen richtig Paroli bieten. Unmittelbar vor der Begegnung mit Hannover ist das keine schlechte Erkenntnis. Die Niedersachsen, das Überraschungsteam der Saison, haben das jüngst bei ihrem Auftritt in Kiel bekanntlich nicht geschafft, waren bei ihrer 32:23-Niederlage schnell ins Hintertreffen geraten. Seitdem haben sie kein Spiel mehr bestritten, werden sich aber den Auftritt ihres nächsten Gegners in Kiel angeschaut haben. Vermutlich haben sie sich auch gewundert, wie der letzte Angriff der Partie zu Ende ging.

Erstellt von Winfried Wächter

Mehr und mehr seien die 60 Spielminuten durch unterschiedliche Abschnitte gekennzeichnet, in denen teilweise alles gelänge und wenig später fast wie aus heiterem Himmel nichts mehr. Der SCM-Cheftrainer erlebte in der Partie gegen den SC DHfK, wie seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit in Rückstand geriet, knappe drei Minuten vor dem Ende durch den Zwei-Tore-Rückstand wie der Verlierer aussah, als der Gastgeber wiederum noch drei Treffer kassierte, ohne einen eigenen entgegenzusetzen und so zwei Sekunden vor dem Schlusspfiff verlor. Danach gab es keine Phase mehr, in der noch etwas zu korrigieren gewesen wäre.

Als Wiegert den Phasen-Handball beschrieb, konnte er nicht ahnen, dass er nur wenige Tage später eine eindrucksvolle Bestätigung erfahren würde. Und zwar von einer Mannschaft, der eine ziemliche Konstanz zuzutrauen ist und deren Schwankungen so gar nicht zum eigenen Anspruch passt. Der THW Kiel zeigte jedenfalls bei seinem Auftritt bei den Rhein-Neckar Löwen eine Leistung, die Rätsel aufgab. Die Norddeutsche führten nach 20 Minuten schon mit sieben Toren, gerieten im zweiten Durchgang in Rückstand, lagen wieder mit drei Treffern in Front, als noch fünf Minuten zu spielen waren und verloren 25:26 - so wie der SC DHfK gegen Magdeburg.

Das Auf und Ab, das nahezu Spieltag für Spieltag in den Bundesliga-Hallen zu erleben ist, macht die Sportart natürlich interessant und spannend. Keiner kann sicher sein, dass auch eine noch so klare Führung bis zum Ende Bestand haben wird. Plötzlich landet das Zuspiel im Aus oder der Ball am Pfosten, steht der Torhüter falsch und die Abwehr nicht mehr geschlossen. Das passiert alles,, während den Kollegen auf der Gegenseite auf einmal alles gelingt oder zu gelingen scheint.
Woran das liegt, dass mir nichts dir nichts ein Spiel kippt?

Weil sich keine Mannschaft mehr „abschießen" lässt. Weil die Moral, die von den Bundesligateams gezeigt wird, über jeden Zweifel erhaben ist, die Gegenwehr auch bei hohen Rückständen hartnäckig bleibt. Weil die Spieler alle gut ausgebildet sind. Und weil es in diesem schnellen und körperbetonten Sport nahezu unmöglich ist, während der gesamten Spielzeit (zumindest einigermaßen) fehlerlos zu bleiben.

Wer also solche Phasen in Grenzen hält oder möglichst ganz vermeidet, der hat die besten Karten. Das ist freilich eine Binsenweisheit, scheint aber aktueller denn je. Dass dies dem SC DHfK nach der großen Magdeburg-Enttäuschung gelungen ist, kann schon als kleine Überraschung gelten. Der 34:31-Sieg in Melsungen zeigt, dass sich die Mannschaft von diesem Negativ-Erlebnis nicht von ihrer allgemeinen Zuversicht abbringen ließ. Wir können mit jedem mithalten, hieß es in den Reihen der Leipziger, als die Magdeburger Jubelgesänge gerade verklungen waren. Das klang ein bisschen trotzig, aber die unmittelbare Reaktion verdient in jedem Fall Respekt und schürt die Freude auf die Partie gegen die Rhein-Neckar Löwen. Einerseits kommt der Gegner mit dem Hochgefühl des Sieges gegen Kiel. Andererseits hat der Gastgeber bewiesen, dass er wirklich mit jedem mithalten kann. Wahrscheinlich wird auch dieses Duell eine Frage der Phasen.

Der Vollständigkeit halber sei darauf verwiesen, dass der THW Kiel nach der Pleite gegen die Löwen auch sein nächstes Pflichtspiel - wieder nach einer Führung - in den letzten Sekunden verlor. Am Sonntag setzte es in der Champions League zu Hause gegen dem FC Porto eine überraschende 27:28-Niederlage. Es lässt sich leicht darüber spekulieren, ob noch Nachwirkungen aus Mannheim im Spiel waren. Eine solche Diskussion ließ der SC DHfK gar nicht erst aufkommen.

Erstellt von Winfried Wächter

Bis zu diesem Datum ist ja auch noch eine Weile hin, aber es könnte für den jungen Mann wichtig werden. An diesem Tag werden nämlich in Tokio die Olympischen Spiele eröffnet. Nun ist die deutsche Mannschaft zwar noch nicht qualifiziert, aber das setzte ich einfach mal voraus, als ich Witzke damit konfrontierte. Er war kurz vorher ins Aufgebot für die beiden Länderspiele gegen Kroatien berufen worden und konnte mit einer guten Leistung darauf hoffen, sich in die Nationalmannschaft zu spielen und im nächsten Jahr vielleicht sogar mit nach Japan zu fahren.

Klar ist das für einen 20-Jährigen ein verwegener Traum, aber warum nicht träumen? Als der Sachverhalt also aufgeklärt war, lächelte Witzke und winkte ab. So weit gingen seine Gedanken noch lange nicht, denn man wisse ja nie, was da noch alles passieren könnte, sagte er.

Nun ist ihm tatsächlich gleich einiges passiert nach diesem Gespräch, denn im Training vor dem Spiel in Zagreb hat er sich das Nasenbein gebrochen. Es wurde also nichts mit einer Empfehlung für das Team von Christian Prokop. Auch für die Bundesliga-Partie gegen Magdeburg wird Witzke noch ausfallen, der sich stets als echter Draufgänger präsentierte, immer Verantwortung übernahm, keinen Respekt zeigte und damit auch dem Bundestrainer aufgefallen war.

Die Verletzung des Fast-Nationalspielers hat einmal mehr gezeigt, wie schnell es gehen kann, dass der großen Freude große Enttäuschung folgt. Voller Adrenalin und mit den festen Vorsatz, das Beste zu geben, dürfte er die Reise zu den besten deutschen Handballern angetreten haben. Dass er nun unverrichteter Dinge wieder nach Leipzig zurückkehrte und sogar noch länger ausfällt, wird ihm auf seinen Weg hoffentlich nicht beirren. Schon nach wenigen Wochen in Leipzig hat der ehemalige Essener gezeigt, warum ihn Cheftrainer André Haber unbedingt haben wollte. Beide kennen sich schon eine Weile, sie haben zusammen im Vorjahr bei der U20-EM im vergangenen Jahr in Slowenien Bronze geholt. In diesem Sommer hatte Witzke bereits schon einmal Pech, im Juli verpasste er die U21-WM wegen einer Verletzung. Die deutsche Mannschaft hatte in Spanien den neunten Platz belegt.

Luca Witzke hat also trotz seines jungen Alters einige Erfahrungen mit Verletzungen. Damit ist er beim SC DHfK in guter Gesellschaft, wo gerade in der vergangenen Spielzeit immer wieder Ausfälle zu beklagen waren. Torhüter Jens Vortmann zum Beispiel verpasste die Saison nahezu komplett, nachdem er sich in der Vorbereitung während eines Freundschaftsspiels gegen die japanische Nationalmannschaft einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Jetzt ist der Kapitän wieder dabei - und gewissermaßen auf Abschiedstournee. Für ihn kommt im Sommer der norwegische Nationaltorhüter Kristian Saeveraas vom dänischen Meister Aalborg, er gilt mit seinen 23 Jahren als eines der größten Talente im Welt-Handball.

Dass Vortmanns Vertrag nicht verlängert wird, hat wohl nicht nur mich überrascht. Denn sportliche Gründe lieferte er nicht, seit er 2016 vom damals insolventen HSV Hamburg nach Leipzig kam. Jetzt ist er 32 und hat bislang nicht verlauten lassen, dass er demnächst aufhören will. Dass er gehen muss, bedauere ich sehr.

Wer den Angriff auf die internationalen Startplätze plant, muss sich bei dieser Ausgangslage wohl für Saeveraas entscheiden, wenn sich die Gelegenheit bietet. Man kann froh sein, solche Entscheidungen nicht selbst treffen zu müssen. Das Handball-Geschäft spielt mitunter in einer sehr harten Realität.

Erstellt von Winfried Wächter

Nun wecken gerade die Kieler Hoffnungen, dass sie im Frühjahr um den bedeutendsten Erfolg im Vereins-Handball ein ernsthaftes Wort mitsprechen können. Denn was sie bislang in diesem Wettbewerb zeigten, insbesondere während des jüngsten 31:20-Sieges beim Titelverteidiger Skopje, war ein eindrucksvoller Gruß an die Konkurrenz. In der Bundesliga hinken sie zwei Partien hinterher und haben bisher ein Spiel verloren. In Magdeburg, wo im Moment die Enttäuschung besonders groß sein dürfte. Erst recht nach der vierten Niederlage der Saison beim Tabellenführer Hannover. Diese durchwachsene (Zwischen-)Bilanz dürfte der ambitionierte SCM keineswegs eingeplant haben.

Die Bundesliga mag zuletzt ein Probleme gehabt haben, ihren Ruf als stärkste Liga der Welt zu bestätigen - die spannendste ist sie allemal. Spieltag für Spieltag gab es bislang Überraschungen, weil auch ein Außenseiter den Favoriten bezwingen oder zumindest an den Rand einer Niederlage bringen kann.

Die bislang fast einzige Konstante ist die TSV Hannover-Burgdorf. Dabei waren die Niedersachsen 2018/19 recht nah an Abstiegsplätze gerückt, wie bekanntlich auch die Leipziger. Doch mit dem Sieg gegen den SC Magdeburg untermauerten die Niedersachsen ihren Ruf als Überraschungsteam der Saison. Nach ihrer Niederlage in Melsungen, wo man natürlich verlieren kann, war von einigen das Ende ihres Höhenfluges erwartet worden. Doch die Recken belehrten die Skeptiker eines Besseren - mit einer geschlossenen Teamleistung, einem starken Torwart (Urban Lesjak) und ihren Fans im Rücken. Über 8000 Zuschauer saßen und jubelten beim Spiel des alten und neuen Bundesliga-Spitzenreiters in der TUI Arena und dürften sehr zufrieden nach Hause gegangen sein, sofern sie nicht Anhänger der Magdeburger waren.

Zuschauer spielen in jeder Sportart eine wichtige Rolle, im Handball aber vielleicht sogar eine besondere. Durch ihre unmittelbare Nähe zum Feld und damit zu den Akteuren auf der 20x40 m großen Spielfläche entsteht oft eine einzigartige Atmosphäre, in der zumeist der Gastgeber in den entscheidenden Phasen so angefeuert wird, dass er die letzten Reserven mobilisiert.
So wie es auch in der Arena Leipzig immer wieder zu erleben ist. Daher wussten die DHfK-Spieler nach dem 27:26-Erfolg gegen Balingen, bei wem sie sich in erster Linie zu bedanken hatten. „Unglaublich" war das Wort, das besonders oft zu hören war. „Unglaublich, wie wir wieder unterstützt wurden", zeigte Lucas Krzikalla nach dem Abpfiff auf die Ränge. Das helfe ungemein, besonders in kniffligen Situationen, sagte der Rechtsaußen mit der sicheren Hand am Siebenmeter-Strich. Fünf seiner fünf Versuche waren erfolgreich - mit einem Blick auf das knappe Resultat kann man darüber spekulieren, ob es ohne seine hundertprozentig Bilanz auch zu zwei Punkten gereicht hätte.

Nun gab es bei den bisherigen Auftritten der Leipziger allerhand knifflige Situationen. Es wäre daher fast überraschend, würde das gegen den TBV Lemgo nicht der Fall sein. Der Kontrahent ist im Moment mit 4:14 Zählern Drittletzter in der Tabelle. Doch danach wird keiner die Gäste beurteilen, der für den SC DHfK ins Spiel geht. Und auch keiner, der auf der Tribüne sitzt beziehungsweise steht. Denn inzwischen weiß jeder: Die Liga ist viel zu ausgeglichen, um das Punktverhältnis zum Maßstab zu machen.

Erstellt von Winfried Wächter
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